Es war einmal in Groß-Ostasien

Am 9. September 1945 endete der zweite Weltkrieg. Nicht mit der Kapitulation Deutschlands, die den Krieg in Europa schon am 8. Mai des selben Jahres beendete. Auch nicht mit der berühmten Ansprache des japanischen Kaisers per Radio, der, nach den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und ohne das Wort Kapitulation je in den Mund zu nehmen, sich den Alliierten ergab. Nein, erst mit der Kapitulation der japanischen Truppen in China war der Krieg wirklich beendet. Es ist bezeichnend, wie wenigen Menschen außerhalb der betroffenen Länder dieser Kriegsschauplatz überhaupt bewusst ist. Dabei hatte der Weltkrieg hier begonnen, nicht mit Hitlers Überfall auf Polen, sondern mit dem zweiten japanisch-chinesischen Krieg.
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EXIT! – HOAX

Der Phase 2 ist es 2012 passiert, dem Hannah-Arendt Institut für Totalitarismusforschung ist es 2016 passiert: Sie winkten beide nahezu vorbehaltlos einen Artikel durch, dessen Inhalte frei erfunden waren. Beiden Fauxpas gemein ist, dass die Sprache der Artikel sich der Sprache der Zeitschriften anschmiegte und so den Denkstil der Redaktionen formal kopierte. Einen HOAX unbemerkt zu veröffentlichen, ist  peinlich für jede Redaktion, denn es beweist den Mangel an kritischer Prüfung selbst der blödesten Texte, sofern sie nur im eigenen Denkstil verfasst sind, und damit den Mangel an kritischer Prüfung des eigenen Denkens.
Umso erschütternder für eine Redaktion ist es, wenn die Anzeichen für einen HOAX so deutlich sind wie in dem von uns dokumentierten und von der Gruppe EXIT veröffentlichten Artikel Hannah Odenbachs und Amelia Xiomaras „Hypermaskuline Orthodoxie anstatt kategoriale Schranke?„. Die Autorinnen sind den meisten besser bekannt als Paulette Gensler und Katharina Klingan, denn diese veröffentlichten in der Ausgabe 73/2016 der Zeitschrift Bahamas den Artikel „Das Wundmal der Wirklichkeit. Zur Verleugnung der ersten Natur in der Wertabspaltungskritik“. Nun bezogen sich ihre Pseudonyme, in der Sprache ganz dem Denkkollektiv der Gruppe EXIT verhaftet, „kritisch“ auf eben diesen Artikel der Bahamas, weshalb ihr Artikel dankend von der Redaktion angenommen und sogar mit einem Vorwort versehen wurde.
Paulette Gensler und Katharina Klingan haben ihre Pseudonyme nun aufgedeckt. In einem von beiden im Distanz Magazin  publizierten „offenen Brief“ an EXIT und dessen LeserInnen erklären sie ihre Beweggründe und erläutern anhand des HOAX den aktuellen Theoriestand der Wertabspaltungskritik.
Weil die Redaktion des Distanz Magazins davon ausgeht, dass die Redaktion EXIT den Artikel Odenbachs und Xiomaras zurückziehen wird, werden wir ihn (sowie seine Übersetzung für eine Schwesternseite der Gruppe EXIT) auf dieser Seite dokumentieren:


Vorbemerkung

Dass die fundamentale Krise neben der materiellen Reproduktion auch die geistige Reflexion erfasst, lässt sich nicht zuletzt innerhalb der Gesellschaftskritik beobachten. Die von der kritisch abgerüsteten, theoretisch flach gewordenen und heute mit den Verhältnissen selbst barbarisierenden Linken geführten Auseinandersetzungen sind nicht einmal annähernd auf der Höhe der Zeit, wofür zuletzt vor allem die „Bahamas“ stehen, deren Legitimationsanspruch im Sinne „Kritischer Theorie“ längst abhanden gekommen ist. Dementsprechend feuern sie verstärkt gegen die Wert-Abspaltungs-Kritik. Da die „kategoriale Kritik“ freilich nicht auf jedwede unterirdische Entäußerung der szenelinken Atheorie Bezug nehmen kann und wird, passt es ganz gut, dass an die Redaktion folgende Polemik geschickt wurde, die wir an dieser Stelle gerne dokumentieren.

Redaktion EXIT!, Juli 2016

Hannah Odenbach und Amelia Xiomara

Hypermaskuline Orthodoxie anstatt kategoriale Schranke?

Obwohl, oder vielleicht gerade weil, die Wert-Abspaltungs-Kritik von zahlreichen Gegners nicht verstanden wird, ist sie doch seit Jahren in aller Munde. So bezieht sich mittlerweile beispielsweise jeder zweiter Artikel in dem „Ums Ganze“-Magazin Mole1 dezidiert auf Roswitha Scholz. Inwieweit diese Texte nun der Wert-Abspaltungs-Kritik gerecht werden, kann hier nicht näher erläutert werden. Gegen die fundamentale Wert-Abspaltungs-Kritik durften jetzt aber auch noch die zwei Quotenideologiekritikerinnen Katharina Klingan und Paulette Gensler ein paar Seiten der bellizistischen und frauenfeindlichen Bahamas zuschmieren.2 Die ideologiekritische Sekte will einfach nicht Ruhe geben. Vermutlich können sie auch einfach nicht, da sonst kaum jemand ihr Blättchen liest. Also müssen sie sich auf Kosten der Wert-Abspaltungs-Kritik profilieren, da sie es nicht schaffen, selbst etwas theoretisch Substanzielles hervorzubringen. Selbst die objektivistische fundamentale Wertkritik, welche von EXIT! glücklicherweise überwunden wurde, war und ist ihnen ein Dorn im bluttränenden Auge – wie der Zyklop Polyphem aus der Odyssee schleudern sie nun wild um sich und brüllen nach ihrem Übervater – besser nach ihren Übervätern. Da sie sich jedoch nicht auf die Abspaltungs-Kritik einlassen können (beziehungsweise sich recht aktiv dagegen zu Wehr setzen), ist auch ihr Geschrei so aussagelos wie das „Niemand!“ des Zyklopen. Dabei halten sie sich jedoch für den mannhaften Odysseus, in dem Adorno und Horkheimer schon fälschlicherweise und völlig geschichtslos das erst mit dem kapitalistischen Formprinzip zustande gekommene, also kapitalentsprungene bürgerliche, männlich, weiße und westliche Subjekt erkannten. Ganz im neoliberalistischen Geist ihrer androzentrischen spät- oder nachaufklärerischen Kumpanen vertreten die beiden Autorinnen hier die These eines soziologistischen Eklektizismus, der Markt würde das asymmetrische Geschlechterverhältnis, also das „warenproduzierende Patriarchat“ (Roswitha Scholz), schon demnächst von alleine abschaffen. Selbst der junge Marx, mit dem die Wert-Abspaltungs-Kritik sonst nichts zu tun hat, hätte solche Leute, die dies in seinem Namen verkünden, zum Duell herausgefordert. Für ihr Vorhaben konstruieren sie eine Mixtur aus militantem Biologismus und neben dem Wert- nun auch noch einen energischen Mutter- Mystizismus. Mit diesem szientifisch formulierten Uterus-Fetischismus ziehen sie in einen Kreuzzug gegen die Wert-Abspaltungs-Kritik, um die bürgerliche Familie, welche bis in die sozialpsychologische Ebene immer einem androzentrischen Formprinzip unterliegt, vor den mutmaßlichen Anmaßungen der kategorial-feministischen Kritik zu schützen. Dabei geben sie eine recht erbärmliche Kreatur ab. Sie kläffen wie ein postmoderner Kerberus, der das Reich des Todes – hier also die finale Krise – vor der Wert-Abspaltungs-Kritik bewachen soll, und nicht einmal merkt, dass seine Zeit längst abgelaufen ist.

Ihre eigene männerdominierte und wertvergötternde Matrix zwingt sie hierbei zu einem Wunschmännerdasein. In der von ihnen angeblich „orthodox“ – die endlosen Bibelmotive dieser Kreise lassen allgemein tief blicken – gehaltenen Psychoanalyse heißt dies Identifizierung mit dem Aggressor – letzterer in Form ihrer männlichen „Genossen“. Somit bilden sie nur die andere Seite der androzentrischen Medaille in den Zeiten der „Verwilderung des Patriarchats“ (Scholz), also das Gegenstück zu den militant-soften „Mantelträger-Adorniten“ (Späth). Noch androzentrischer als der Arbeiterbewegungsmarxismus gilt ihnen der Feminismus noch nicht mal mehr als bloßer Nebenwiderspruch, der getrost vernachlässigt werden sollte, sondern er gilt ihnen als schlicht inexistent“. Bei allem pseudopolemischen Habitus sind sie schließlich doch so zartbesaitet, dass sie es irgendwie nicht verkraften, dass Daniel Späth ihren heiligen Freud auf die Füße gestellt hat, wobei beziehungsweise da er damit schlicht verhindert hat, dass die Exekutoren der „antideutsche Ideologie“ (Kurz) den exoterischen Marx und Freud weiter vergewaltigen. Nachdem Thomas Maul schon nahegelegt wurde, er möge doch einfach „seine Selbsthilfegruppe für westliche Bellizisten im Stadium ausgemachten Theoriestillstands penetrieren und nicht die radikale Wert-Abspaltungs-Kritik“, bekommt das Schoßhündchen, das sich selbst für einen Wachhund zu halten scheint, nun also Schützenhilfe, aber wie zu erwarten, schießen die „Mudschahidin des Werts“ (Robert Kurz) weit über ihr Ziel hinaus bzw. zielen viel zu kurz. Wer der Südsee-Redaktion jedoch nur ja genügend Honig ums Maul schmiert, sichert sich somit einen Platz in der ideologiekritischen aufmerksamkeitsökonomischen Hall of Fame, kann sich auf die Schulter klopfen lassen und einbilden, es der Wert-Abspaltungs-Kritik mal so richtig gegeben oder gar besorgt zu haben. Die beiden Autorinnen reihen sich somit in diesen Meta-Männerbund ein, in dem man oder vor allem auch frau sich anzupassen hat, sofern Anerkennung erzielt werden soll. Gerade weil sich die Wert-Abspaltung auf einer abstrakten Meta-Ebene vollzieht, können daran durchaus auch Frauen, Schwarze, Lesben etc. partizipieren, wofür das Traktat ein perfektes Beispiel abliefert. Dabei wäre die „westlich-männlich-weiße Vernunft-Stasi“ (Späth) in einem evangelikalen Bibellesekreis sehr viel besser aufgehoben und könnte dort munter linguistische Exegese betreiben, um ja in ihrem inquisitorischen Gestus die richtige Orthodoxie zu vertreten. Es wäre wohl nicht verwunderlich, sie demnächst auf der Seite der fundamentalistischen Lebensschützer mit Kreuzen auf der Schulter durch Berlin ziehen zu sehen. Alternativ könnte man ihnen eventuell eine Dauerkarte für das nächstliegende Naturkundemuseum verschaffen, damit sie weiter ihrem Naturalismus frönen können, ohne jene, die eine Kritik der Gesellschaft anstreben, weiter zu belästigen.

Was vorerst bleibt, sind solche Nischen-Grüppchen, wie die universitätsfetischistischen No Tears for Krauts, die, ganz ähnlich dem sich selbst für einen Gesellschaftskritiker haltenden Hipsterkomiker Jan Böhmermann, lieber einen gefakten Text in der Phase 2 platzieren, um ihn dann selbst zu kritisieren – was zeigt, dass es sich bei den Texten eh schon nur noch um Selbstgespräche handelt, so sehr können sie hin- und her springen zwischen den Positionen. So großspurig wie die Kritik am eigenen Fake, so lauwarm sind die eigenen ernstgemeinten Produktionen und beweisen, dass die eigene Ideologie wie auch der von ihnen fetischisierte Tausch längst substanzlos geworden sind. Sie sind von der „narzisstischen Langeweile“ (Lasch) und der Sehnsucht nach einem „Aufmerksamkeitswert“ motiviert statt überhaupt ein echtes Anliegen zu haben, das wiederum eine konsequente Haltung verlangen würde. Anstatt lieber mal ihre „echten“ Texte einer so gründlichen Kritik zu unterziehen wie ihre gefälschten, versuchen sie krampfhaft bei Sekt und Kaviar die Endkrise der kapitalistischen Produktionsweise ausklingen zu lassen. Dass sie sich größtenteils auf den mittlerweile offen kapitalismusbejahenden und -feiernden Glossenschreiber Wolfgang Pohrt beziehen, ist dabei keineswegs eine Überraschung. Schließlich hat dieser immer schon die theoriefeindlichen Bestandteile der Kritischen Theorie gestärkt und die vernunft- und aufklärungskritischen Aspekte munter ignoriert oder gar verschwiegen.

Das trotzdem erfolgende wilde Auszucken in Richtung EXIT beweist nur, dass ihre eigene „innere Schranke“ sie zu einem beständigen Abreagieren an Anderen zwingt, da mit dem Schwinden der abstrakten Arbeit die „psychische Substanz“ gar nicht mehr ohne Äußere aufgebaut werden kann. Heraus kommt dabei nur ein wildes Sammelsurium aus wahllos selektierten Zitaten, deren Kontext wohl nur im Unbewussten der Bahamiten existiert – womit jene Exemplare der Ideologiekritik einen ziemlich expliziten Abdruck des „androzentrischen gesellschaftlichen Unbewussten“ (Scholz) darstellen. Ihre „Leistung“ besteht nun darin, dass sie die Mutterideologie, die schon bei Adorno und Horkheimer manifest vorhanden ist, noch unerträglicher zuspitzen. Der ganze Artikel ist letztlich ein auf die Geburt bezogener biologistischer (methodologischer) Individualismus, der die Wert-Abspaltung auf einer höheren Abstraktions- oder Metaebene zu leugnen versucht, wobei diese sich doch an allen Orten in aller Deutlichkeit zeigt; wenn auch nicht als unmittelbar erfassbare im Sinne des Positivismus. Natürlich beziehen sie sich dabei auf die beiden – sich vor allem durch ihren Vollbart auszeichnenden – Revisionisten der Psychoanalyse, Sandor Ferenczi und Otto Rank, die die feministische Psychoanalysekritikerin Lilli Gast zu Recht der Mutterfetischisierung, Obskurantisierung und Esoterisierung überführte. Schließlich sei es „fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.“ (Lichtenberg) Aber ein Bart macht sowieso noch lange keinen Philosophen.

Auch die Bahamas scheinen mittlerweile auf den Geschmack der Naturwissenschaft oder wie sie es nennen „Bioanalyse“ gekommen zu sein. Es handelt sich hierbei um einen darwinistischen und teilweise sogar lamarckschen Reduktionismus, der letztlich folgerichtig in einer reinen Anthropologie endet, die der kategorialen negativen Gesellschaftskritik diametral entgegensteht und die vor allem bemängelt, die Wert-Abspaltungs-Kritik sei ein „Feminismus ohne Frauen“3 bzw. ein „Marxismus ohne Menschen“4, beachte also ihre geliebten bürgerlichen Pseudo-Subjekte nicht genug und blicke stattdessen „hinter den Rücken“ (Marx) der Protagonisten auf die logisch-kategoriale Durchsetzungs- und heutige Entsubstanzialisierungsgeschichte des Kapitals.

Der von antideutscher Seite betrachtete und sogleich konstruierte „allgemeine Mensch“, den sie mit dem bürgerlichen MWW-Subjekt kurzschließen, habe doch aber im antideutschen Jargon „der eigentlichen (!) Schwangerschaft“5 den Wunsch, „entlang der tierischen Ahnenreihe ins ursprüngliche (!) Stadium im Wasser zurückzukehren.“6 Das ist nun Mythologie auf einer Ebene, die von keinem Homer mehr eingeholt werden kann. Räsoniert wird, es sei „das Kind bestrebt, buchstäblich in (!) die Mutter zurückzukehren.“7 Derart begibt sich die selbsterklärte Ideologiekritik in die Welt der Märchen, welche immer schon eine rein männliche Wunschprojektion und Narration darstellt und meilenweit von radikaler, anti-patriarchaler Gesellschaftskritik entfernt ist. Als hätte es den „Jargon der Eigentlichkeit“ nie gegeben, laben sie sich nun an Ursprungsmythen, welche charakteristisch für die heideggerschen „Holzwege“ waren, doch wie bei jenen handelt es sich bei den antideutschen Fallenstraßen um reine Sackgassen. Gerade für die Minisparte der Antideutschen, bei denen man nie so recht weiß, ob sie nur einen alten Greis oder eine schon tote Leiche darstellen, und die Existenzialontologie oberflächlich unablässig „kritisieren“, gilt die „Ironie der Geschichte, dass sich die ‘deutsche Ideologie‘ der völkischen Blutsnationalität zumindest teilweise durchaus für den gesamtwestlichen Ausgrenzungsimperialismus instrumentalisieren läßt“8

Ausgehend von ihrer Hypostasierung des prototypischen Einzelindividualsubjekts – gemäß ihrer eher nach- als spätbürgerliche Subjektontologie am besten als rechtsstaatsbürgerliche juristische Person auftretend – erfolgt prompt die Leugnung sowohl des gesellschaftlichen als auch des androzentrischen Unbewussten, da es „sich der Bestimmung entzieht.“9 Dass es sich dabei ausschließlich um ihre Bestimmung handelt, verschweigen sie munter. Die Wert-Abspaltung, welche die Kritik bis in das Unbewusste zu verfolgen hat, betrachten sie als „eine Spaltung des Unbewussten in zwei Sphären,“10 ohne zu bemerken, dass dies nur die zwei Seiten derselben Medaille sind. Keineswegs wird auf das gesellschaftliche Unbewusste etwas „abgewälzt“,11 vielmehr wurde es von der Wert-Abspaltungs-Kritik erst richtig entwickelt.

Selbstverständlich ist die Kategorie des Geschlechts zwar nicht existenzialontologisch, aber dafür gesellschaftlich-UNBEWUSST gemacht, statt naturalistisch-heideggerianisch einfach so „geworden“.12

Die antideutschen Sektenmitglieder verkennen, dass gerade die „Desexualisierung des Sexus“ (Adorno) ein Index der Denaturalisierung des Menschen ist. Gerade deshalb ist die postmoderne Dissoziation des Triebes in (darauf legt die Bahamas großen Wert) das Bedürfnis, wie sie Daniel Späth formulierte, sehr viel treffender als das Festhalten an den anatomischen Passagen Freuds (Die Anatomie sei das Schicksal), was wiederum die Möchtegerngenitalforscher der Bahamas zu präferieren scheinen – wie sie ja auch den androzentrischen Penisneid dem kritisch-feministischen Phallusneid vorzuziehen meinen und der psychoanalytischen Intention schon dadurch den Rest des Stachels ziehen, der ihr noch geblieben ist. Dialektik auf ihren Gegenstand anzuwenden, scheint ihnen längst nicht mehr möglich zu sein.

Auf den Bahamas hingegen geht man nun mit Bezug auf die absurdesten Stellen bei Marx und Freud von einer „natürlichen Arbeitsteilung“ zwischen Männlein und Weiblein zur Kinder „produktion“ aus und vollzieht einen biologistischen Backlash, der sogar eine Lanze bricht für „Mutterideologien und Bindungstheorien (…), da sie eine biologische (…) Realität ansprechen.“13 Nur Mütter und nicht Frauen würden im „warenproduzierenden Patriarchat“ unterdrückt werden14 und Männer seien, da sie nicht schwanger werden könnten, naturalistisch-automatisch nicht an der „natürlichen“ Reproduktion beteiligt. Statt einer durchaus auch gesellschaftlich-unbewussten Wert-Abspaltung, sei das asymmetrische Geschlechterverhältnis eine bewusste Entscheidung der Frauen, denn „Frauen wissen, dass sie weniger verdienen, und bleiben daher eher als Männer zu Hause, um die Kinder zu versorgen.“15 Satt androzentrischen gesellschaftlichen Strukturmechanismen, die sich durchaus auch in die Einzelnen einschreiben, ohne dass diese deswegen völlig in ihrem Begriff aufgehen, fokussieren die Bahamas auf neblige, unergründbare „verborgene Wünschen“ der Frauen und beweisen damit ihre Haltung, die eher an Fifty Shades of Grey erinnert oder an die von Daniel Späth beschriebene „androzentrische Übergriffigkeit“, in der nicht selten die Vergewaltigung zum „Wunsch“ der Frau erklärt wird.

Die angeblich „geschlechtsunabhängige (..) Verdrängung des weiblichen Genitals“ wird auf der Karibikinsel als menschlich „notwendig“ (!) betrachtet, da „die realen Frauen eine peinliche (!) Erinnerung“ seien.16 Von der Wertvergesellschaftung ist hier keine Rede, es handle sich vielmehr um eine anthropologistische Konstante, die einfach nicht zu ändern sei. Man (oder auch frau) kann es sich eben äußerst einfach machen, indem statt Gesellschaftskritik schlichtweg positivistische Naturforschung bzw. sogar -affirmation betrieben wird.

Ähnlich liest sich die Absage an einen Zusammenhang von Wert und Todestrieb. Die Frage des dialektischen Zusammenhangs tun sie einfach ab. Es sei nämlich „ganz einfach: Natürlich (!) nicht.“ Derart soll die Kritik untersagt werden; auch müsse man bezüglich des kriseninduzierten Todestriebes „darauf verzichten, ihn politisch zweckzuentfremden.“17 Man soll ihn also naturalistisch auffassen und nicht anders. All dies dient nur der Abwehr der fundamentalen Bedeutung von universeller Konkurrenz und finaler Krise für die Herausbildung des Todestriebs. Der Todestrieb sei dann angeblich nach Freud sogar der Glückstrieb (!),18 womit das Sein zum Tode Heideggers schließlich restlos dem antideutschen Sein zum Wert entspricht, da der Wert ein glückliches Leben verspräche. In dem Maße, in dem sie sich dem androzentrischen Wert und dessen psychischem Formprinzip verschreiben, müssen sie auch die bisher (!) drei narzisstischen Kränkungen, welche den Antideutschen beigebracht wurden, hart treffen: Robert Kurz, der mittels der kategorialen Krisentheorie dem Wert seinen Ewigkeitsanspruch nahm und in seinen Schriften über die Weltordnungskriege bewies, dass der Westen nicht der Hort der Freiheit ist; Roswitha Scholz, deren Entwicklung der Wert-Abspaltungs-Kritik sowohl die objektivistische fundamentale Wertkritik als auch die drei Wellen des verkürzten Feminismus überwand und somit die erste umfassende Ausformulierung einer patriarchatskritischen Kapitalismuskritik lieferte und Daniel Späths umfassende Aufklärungs- und Vernunftkritik, die sich nun auch auf das Gebiet der Psychoanalyse und ihr zentrales Motiv, den Ödipuskomplex, richtet.

Der Vorwurf, dass sich die Wert-Abspaltungs-Kritik nur dadurch veranlasst fühlt, dass es ihr nicht mehr möglich sei „als Berufstheoretiker ihre Brötchen zu verdienen“19 ist einer jener typisch-bahamitischen personal-methodologischen Individualismen. Robert Kurz selbst hat schließlich darauf hingewiesen, dass der „Speck der fordistischen Vergangenheit noch ganz schön dick“ ist, die Krisentheorie also deshalb gar nicht individualistisch motiviert ein kann. Auch hat er darauf aufmerksam gemacht, dass man statt auf „absolute Logik und Wahrheit“20, wie es die Bahamas denunziatorisch meint, „das besondere Schwergewicht auf das Problem des Gesetzes der Negation der Negation“ (Kurz) zu legen habe. Das tertiäre Dorfdeppentum des Wertfetischs, den es bei Marx gar nicht gibt, sondern das ihn selbst erst positivistisch erschaffen musste, verklärt derart „die gebrochene Totalität der Spätpostmoderne“ und antwortet auf diese mit immer wieder erfolgenden Versuche der öffentlichen Ausschaltung radikaler Patriarchats- und Krisenkritik zum Zwecke der Selbstberuhigung. Derart legen sie ihre eigenen „sozialpsychologischen Schranken“ (Späth) unverhohlen offen dar. Durch ihre Leugnung der „psychischen Substanz“ rücken sie sich selbst in die Verwandtschaft von Jacques Lacan, dessen sprachreduktionistischen Ergüsse eben jenem selben Reflex folgten.

Nun: getroffene Hunde bellen halt. Man könnte nun getrost einwenden, dass Hunde, die bellen wenigstens nicht beißen; aber so einfach ist es dann doch nicht, denn zum einen bellen sie auf wegen den Äußerungen Daniel Späths und vertreten andererseits gleichzeitig einen militaristischen Bellizismus. Es sind solche deutschen Neocons undTrumpfans, die allen Frauen den Schleier vom Kopf reißen wollen, aber nicht in der Lage sind, vor der eigenen Haustür zu kehren, es sei denn, es geht um das intellektualistisch verpackte „Ausländer raus!“ Zu ihrem Bedauern werden ihnen jedoch ihre Waffenbrüder der USA wohl kaum mit einem Flächenbombardement gegen EXIT zur Hilfe eilen. Also bleiben ihnen – mutterseelenallein – nur Psychospielchen übrig, jener „Psychologismus für Arme“, den Robert Kurz und Daniel Späth schon zur Genüge kritisiert haben. Für sie gilt es, Wert-Abspaltungs-KritikerInnen als unmündig zu denunzieren, und gleich noch einen redaktionellen Vormund für diese zu fordern. Als solcherart Zensurbehörde haben die Antideutschen sich immer schon aufgespielt. Aber obwohl sie immer noch gewisse Berliner Medien wie die Jungle World oder Konkret dominieren, scheint ein Ende dessen langsam in Sicht zu sein. Nicht zuletzt die Wert-Abspaltungs-Kritik nimmt ihnen ihre ideologische Luft zum Atmen und entlarvt ihre Texte als eine einzige Farce. So sehr sie den Wert-Abspaltungs-KritikerInnen noch zugutehalten, „allesamt belesene Leute“21 zu sein, so tief müssen sie schließlich unter die Gürtellinie gehen, um diese doch noch zu denunzieren. Dies geht so weit, dass sie sich nicht erblöden, Daniel Späth „tatsächlich eine psychoanalytische Therapie zu empfehlen“22 – also jene postmoderne Form des Teeren und Federns androhen, das früher gerne am Schwarzen oder jedem, der irgendwie gegen die örtliche „Vernunft“ und Moral verstoßen hatte, verübt wurde.23

Nach der Leichenfledderei an Robert Kurz versuchen sich die Aufmerksamkeitsdefiziten nun sogar an einer Spaltung der Wert-Abspaltungs-Kritik. Indem Anselm Jappe aber als jemand dargestellt wird, mit dem man aus ihrer Perspektive „wenigstens noch reden könne“24, wird einfach mal ganz unterschlagen, dass dieser seine Meinung gegen die Antideutschen schon sehr gründlich dargelegt hat25 und dass es unserer Ansicht nach diesbezüglich eine sehr einheitliche Haltung in wert-abspaltungs-kritischen und nahestehenden Kreisen gibt. Eine feindliche Übernahme scheint von daher eher unwahrscheinlich.

Die Bahamas-Fraktion scheint besonders reizvoll für akademische Sprachfaschisten, die sich von den postmodernen kaum unterscheiden, mit der antiakademischen Sprache der Wert-Abspaltungs-Kritik aber überhaupt nicht zu Rande kommen. Auch auf dieser Ebene spiegelt sich nämlich, Roswitha Scholz hat in ihren Büchern immer wieder darauf hingewiesen, das Wesen der Wert-Abspaltungs-Kritik wider. Wie eine Deutschleistungskurslehrerin streichen die Grammikkritikerinnen nun lieber jegliche angeblich falsche Präposition an, um ja auf den Inhalt des Geschriebenen nicht eingehen zu müssen. Ihr sprachkritisches Niveau entspricht ziemlich genau demjenigen Bastian Sicks (Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod), inwieweit solche Spielchen jedoch im Rahmen einer Kritik des identifizierenden Denkens Sinn machen, bleibt vorerst unklar. In diesem Sinne ist jede „falsch“ verwendete Präposition, jedes fehlende Komma und jede „Fehlübersetzung“ als Widerspruch aufrechtzuerhalten gegen solch deutschtümelndes und ultrapatriarchales „Der Ton macht die Musik!“, mit dem Bahamiten versuchen, ihre KritikerInnen zu infantilisieren.

Wie Sherlock Holmes, der vor allem durch seine frauenverachtenden und rassistischen Verallgemeinerungen zu einem Prototyp des androzentrischen Subjekts konvergierte, der in zahlreichen Pastiches seine Neuauflage fand, pflegen diese Leute einen rein kryptologischen Bezug zu ihren Gegenständen und der Sprache, der in jeder Zeichenfolge ein Akro- oder Apronym mit einer tiefer dahinterliegenden Bedeutung zu entziffern meint. Mit Sherlock Holmes, der Wagner verehrte und verteidigte, teilen die Antideutschen ferner ihre klammheimliche Vorliebe für Antisemiten wie Kant und müssen diese vor jeder Kritik bewahren. Ganz in der positivistischen Verfasstheit des Meisterdetektivs Holmes werfen die Bahamiten nun auch der Wert-Abspaltungs-Kritik im Endeffekt mangelnde Wissenschaftlichkeit beziehungsweise „Beweisbarkeit“ der Wert-Abspaltung vor, ohne zu beachten, dass sich die Redaktion der EXIT anders als die antideutschen Bürgerideologen – jene Wunschstaatsfeinde mit Lehrstuhl – Zeit ihres Bestehens explizit gegen den akademischen Betrieb gewendet hat und sich nie mit einer Karriere in diesem abspeisen ließ. Der Inhalt des absurden Vorwurfs der „permanenten Verwechslung und Vertauschung psychoanalytischer Begriffe“26 wäre viel eher zu betrachten als bewusster Frühjahrsputz in der Begriffsrümpelkammer, mit dem Robert Kurz begann, während die Antideutschen nach wie vor im verstaubten Wachsfigurenkabinett der imperialen Glanzzeit hinterhertrauern und sich an den Erinnerungen laben. So in etwa sieht dann die Engführung der Kritischen Theorie auf der Höhe der Vergangenheit aus – sie ist restlos erodiert oder korrodiert. Übrig bleibt nur theoretischer Rost, der mit dem alten immer schon trügerischen Glanz der Aufklärung rein gar nichts mehr gemein hat außer das alte Eisen. Wer dies nicht kapieren will, sollte sich lieber in eine Schule für angehende Psychotherapeuten einschreiben und sich dort in „Begriffsschärfung“ üben, die aber das 20. Jahrhundert niemals verlassen wird. Auch wenn die reflektierte Psychoanalyse, die durchaus auch als „Konstitutionstheorie der psychischen Form“ (Späth) zu betrachten ist, als taugliches Analyseinstrument des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft dient, bietet sie einigen übereifrigen Monotheoretikern automatisch die Möglichkeit, mittels „orthodoxer“ psychoanalytischer „Begrifflichkeiten“, die politischen GegnerInnen in unzulässiger Weise zu denunzieren oder gleich als völlig plemplem zu pathologisieren. Die Antipathien gegenüber der Psychoanalyse werden durch die falsche Verwendung der Freudschen Lehre als psychologistische Tricktechnik im ideologischen Scheingefecht nur noch angefacht.

Wenn die Bahamasfraktion nun schreibt, dass sie „gar nicht Recht behalten wollen“,27 belegen sie schon damit die eigenen, sie scheinbar quälenden Selbstzweifel. Weiterhin an den längst versiegten Zitzen der Vernunft und des Werts nuckelnd, plätschert die antideutsche „Kritik“ auf der gesellschaftlichen Oberfläche mit kleinteiligen Arrangements spielend vor sich hin. Davon, dass sie mit noch ein oder zwei weiteren Ergüssen solcher Art schwanger gehen, darf man wohl getrost ausgehen. So ist dieser Artikel vorerst nur eine weitere geplatzte Beule dieser Pest der Linken beziehungsweise „dieser Ausgeburt linker Niedergangsgeschichte.“ (Kurz) Wenn auch der Titel der aktuellen Ausgabe „Die Insel“ lautet, bleibt wohl kaum zu hoffen, dass die „teutonischen Yuppies“ (Roswitha Scholz) jemals wirklich „auf die Bahamas auswandern“ (Knut Mellenthin), denn dafür sind sie schlichtweg viel zu deutsch.

Würden sie sich einmal an die eigene Nase fassen, könnten sie anfangen, sich zu fragen, ob es nicht vielmehr der eigene Wasserkopf ist, der sie die eigene Geburt als schwerst traumatisierend empfinden ließ, was sich anscheinend in ihren „therapeutischen Sitzungen und LSD-Erfahrungen“28 immer wieder offenbart. Derweil sei der Bahamas empfohlen, nicht nur ihren Maul, sondern lieber all ihre Mäuler und Stifte zu halten, denn ihr Winseln wird unerträglich. Aber Mutterideologie wie diese wird weiterhin auf Kritik stoßen, bis solche Käseblätter sich verdienterweise endlich auflösen, ohne ihre ersehnte Abwrackprämie kassiert zu haben. Bis dahin sind sie eine nur mehr seltene, diffundierte Ausnahmeerscheinung von TheoretikerInnen, deren Texte aber selbst zusammenaddiert nur Hokuspokus formen.


1 http://magazin.umsganze.org/wp-content/uploads/1.pdf.

2 Katharina Klingan und Paulette Gensler: Das Wundmal der Wirklichkeit. Zur Verleugnung der ersten Natur in der Wertabspaltungskritik. Bahamas 73. S. 68-78.

3 Bahamas 73. S. 71.

4 Bahamas 73. S. 74.

5 Bahamas 73. S. 72.

6 Bahamas 73. S. 70.

7 Bahamas 73. S. 72.

8 Robert Kurz: Ökonomie der Ausgrenzung. Der globale Krisenkapitalismus und der Balkan, damals noch in: Jungle World vom 05.05.1999. Online: http://jungle-world.com/artikel/1999/18/30940.html.

9 Bahamas 73. S. 69.

10 Bahamas 73. S. 69.

11 Bahamas 73. S. 69.

12 Vgl. Bahamas 73. S. 70.

13 Bahamas 73. S. 70.

14 Vgl Bahamas 73. S. 76.

15 Bahamas 73. S. 76.

16 Bahamas. 73. S. 72.

17 Bahamas 73. S. 74.

18 Vgl. Bahamas 73. S. 74.

19 Bahamas 73. S. 73.

20 Bahamas 73. S. 73.

21 Bahamas 73. S. 69.

22 Bahamas 73. S. 69.

23 Vgl dazu: Ritzmann, Iris: „Aus ‚Jaunerkindern’nützliche Bürger machen. Das Waisenhaus als aufgeklärte Erziehungsinstitution“. In: Wolf, Fleischer, Steinlaus (Hg.): Child Care. Kulturen, Konzepte und Politiken der Fremdbetreuung von Kindern aus geschlechterkritischer Perspektive. Weinheim / Basel: Beltz Juvena 2013, 245-259.

24 Bahamas 73. S. 67.

25 Anselm Jappe: Es gibt sie noch, die guten Deutschen. Online: http://www.exit-online.org/link.php?tabelle=autoren&posnr=330 .

26 Bahamas 73. S. 75.

27 Bahamas 73. S. 70.

28 Bahamas. 73. S 71.


Nota prévia
Que a crise fundamental afecta, além da reprodução material, também a reflexão espiritual é o que se pode ver não em último lugar no interior da crítica social. Os debates conduzidos pela esquerda criticamente desarmada, teoricamente tornada superficial e hoje ela própria se tornando bárbara com as circunstâncias não estão à altura do tempo nem lá perto, aplicando-se isto ultimamente de modo especial às „Bahamas“, cuja pretensão de legitimidade no sentido da „teoria crítica“ há muito que desapareceu. Assim, eles aumentam o fogo contra a crítica da dissociação-valor. Uma vez que a „crítica categorial“, naturalmente, não pode referir-se à ateoria da esquerda encenada em qualquer subterrâneo abandono, nem tornar-se nisso, calha bem que tenha sido enviada para a redacção a seguinte polémica, que aqui documentamos com gosto.
A redacção da EXIT!, Julho 2016

Hannah Odenbach e Amelia Xiomara
Ortodoxia hipermasculina em vez de limite categorial?
Apesar de, ou talvez porque a crítica da dissociação-valor não é entendida por muitos opositores, há anos que ela anda na boca de toda a gente. Assim, por exemplo, um em cada dois artigos da revista “sobre a totalidade” Mole (1) refere-se agora decididamente a Roswitha Scholz. Não se pode aqui explicar com mais detalhe em que medida esses textos fazem justiça à crítica da dissociação-valor. No entanto agora Katharina Klingan e Paulette Gensler, duas críticas da ideologia das quotas, também deixaram a sujeira contra a crítica fundamental da dissociação-valor nalgumas páginas da revista belicista e misógina Bahamas. (2) A seita crítica da ideologia simplesmente não vai dar descanso. Presumivelmente eles também não podem simplesmente fazê-lo porque, caso contrário, quase ninguém leria as suas folhecas. Então têm de evidenciar-se à custa da crítica da dissociação-valor, porque não conseguem produzir algo de teoricamente substancial. Mesmo a crítica do valor fundamental objectivista, felizmente ultrapassada pela EXIT!, era e continua a ser para eles uma farpa cravada nos olhos ensanguentados – e como o ciclope Polifemo na Odisseia rodam agora descontrolados, gritando pelo super-pai – ou melhor, pelos super-pais. No entanto, uma vez que não podem envolver-se com a crítica da dissociação-valor (mais concretamente, colocam-se de forma bastante activa à defesa contra ela), o seu grito é tão sem sentido como o „Ninguém!“ do ciclope. Aqui eles consideram-se o valente Ulisses, em que Adorno e Horkheimer já reconheceram de modo equivocado e totalmente a-histórico o sujeito burguês masculino e branco ocidental [MBO], o qual somente foi realizado com o princípio da forma capitalista, ou seja, apenas nasceu do capital. Muito no espírito neoliberal dos seus comparsas androcêntricos tardo ou pós-iluministas, as duas autoras apresentam aqui a tese de um eclectismo sociologístico, segundo o qual o mercado sozinho aboliria já em breve as relações assimétricas de género, ou seja, o „patriarcado produtor de mercadorias“ (Roswitha Scholz). O próprio jovem Marx, com o qual a crítica da dissociação-valor de resto não tem nada a ver, teria desafiado para um duelo tais pessoas, que proclamam isto em seu nome. Para o seu projecto, elas constroem uma mistura de biologismo militante e, além do misticismo do valor, agora também um enérgico misticismo maternal. Com este fetichismo uterino formulado cientificamente, partem em cruzada contra a crítica da dissociação-valor, para defender das supostas usurpações da crítica feminista categorial a família burguesa, que até no plano da psicologia social já está sempre sujeita a um princípio formal androcêntrico. Assim se tornam numa criatura bem patética. Elas ladram como um Cérbero pós-moderno que pretende guardar o reino da morte – aqui a crise final – da crítica da dissociação-valor e nem sequer percebe que o tempo desse reino há muito chegou ao fim.
A sua própria matriz, dominada pelos homens e endeusadora do valor, força-as aqui a uma existência de homens que tomam o desejo pela realidade. Na psicanálise por elas considerada supostamente „ortodoxa“ – os intermináveis motivos bíblicos desses círculos dão geralmente muito que pensar – isto significa identificação com o agressor, este último na forma dos seus „companheiros“ do sexo masculino. Assim, elas são apenas a outra face da medalha androcêntrica em tempos de „asselvajamento do patriarcado“ (Scholz), ou seja, a contraparte dos militantemente bonzinhos „adornitas encasacados“ (Späth). De forma ainda mais androcêntrica que o marxismo do movimento operário, para elas o feminismo já nem sequer é uma mera contradição secundária, que deve ser ignorada, mas é considerado como “simplesmente inexistente“. Apesar de todas as vestes  pseudopolémicas elas são afinal tão hipersensíveis que não aguentam de modo nenhum que Daniel Späth tenha posto o seu sagrado Freud de pé, situação em que mais concretamente nessas circunstâncias com isso ele impediu simplesmente que os executores da „ideologia anti-alemã“ (Kurz) continuem a mutilar o Marx exotérico e Freud. Depois de Thomas Maul já ter evidenciado que gostaria simplesmente de „penetrar com seu grupo de apoio nos belicistas ocidentais no estádio de completa paralisia teórica e não na crítica radical da dissociação-valor“, o cãozinho fraldiqueiro, que parece considerar-se um cão de guarda, agora recebe portanto apoio, mas, como era de esperar, os „Mujahidin do valor“ (Robert Kurz) atiram bem por cima do seu alvo ou visam demasiado curto. Mas quem adoça a boca à redacção dos mares do sul com mel suficiente, garantindo assim um lugar no hall of fame da economia da atenção da crítica da ideologia, pode deixar que lhe dêem uma palmadinha nas costas e imaginar ter aqui havido mesmo crítica da dissociação-valor ou até tê-la atingido. Ambas as autoras alinham assim nesta meta-associação masculina, em que um homem ou especialmente também uma mulher tem de adaptar-se, se pretende obter reconhecimento. Justamente porque a dissociação-valor se consuma num metaplano, também as mulheres, os negros, as lésbicas etc. podem muito bem nele participar, para o que o tratado fornece um exemplo perfeito. Aqui a „Stasi da razão masculina e branca ocidental“ (Späth) seria muito melhor que se dissolvesse num círculo evangélico de leitura da Bíblia, podendo aí exercer animadamente a exegese linguística para representar a ortodoxia correcta no seu gesto inquisitorial. Não seria surpresa nenhuma vê-los em breve ao lado dos fundamentalistas defensores da vida, com cruzes às costas através de Berlim. Alternativamente, poderia dar-se-lhes um passe permanente para o museu de história natural mais próximo, para que pudessem continuar a entregar-se ao seu naturalismo, sem continuarem a incomodar aqueles que aspiram a uma crítica da sociedade

O que resta de momento são aqueles pequenos grupos de nicho, como os fetichistas da universidade No Tears for Krauts que, de modo bastante semelhante ao comediante hipster Jan Böhmermann, que a si próprio se considera um crítico social, gostam de colocar um texto falso na Phase 2, para depois eles próprios o criticarem, saltando duma posição para a outra – o que mostra que os textos, se ainda o são, já são apenas solilóquios. Tanto quanto é presunçosa a crítica à sua própria imitação, assim são tépidas as produções próprias sérias, provando que a própria ideologia, tal como a troca por ela fetichizada, há muito se tornaram insubstanciais. São motivadas pelo  „tédio narcisista“ (Lasch) e pelo desejo de um „valor de atenção“, em vez de terem um assunto sério, o que por sua vez exigiria uma atitude consequente. Em vez de submeterem seus textos „reais“ a uma crítica tão fundamental como a dos seus textos falsificados, eles tentam desesperadamente fazer com que a crise final do modo de produção capitalista se extinga com champanhe e caviar. Aqui não constitui surpresa nenhuma que se refiram em grande parte ao comentador Wolfgang Pohrt que entretanto afirma e festeja abertamente o capitalismo. Afinal eles já sempre reforçaram a componente da teoria crítica hostil à teoria e ignoraram alegremente ou até esconderam os aspectos críticos da razão e do iluminismo.
O histerismo selvagem que apesar disso se segue em direcção à EXIT só prova que os seus próprios „limites internos“ os obrigam a uma permanente reacção aos outros, pois com o desaparecimento do trabalho abstracto a „substância psíquica“ já não pode ser construída sem exterior. O resultado é apenas uma mistura selvagem de citações escolhidas aleatoriamente, cujo contexto provavelmente só existe no inconsciente dos bahamitas – com o que esses exemplares da crítica da ideologia exprimem uma impressão bastante explícita do „inconsciente social androcêntrico“ (Scholz). A sua „força“ consiste apenas no facto de que eles ainda pioram insuportavelmente a ideologia maternal, que já estava manifestamente presente em Adorno e Horkheimer. O artigo inteiro está, finalmente, desde o início relacionado com o individualismo (metodológico) biologista, que tenta negar a dissociação-valor num plano ou metaplano superior de abstracção, sendo que ela continua a aparecer em toda a parte com toda a clareza; ainda que não imediatamente apreensível na acepção do positivismo. Naturalmente que se referem aqui aos dois revisionistas da psicanálise, Sándor Ferenczi e Otto Rank, – distinguidos sobretudo pela barba – que a crítica feminista da psicanálise Lilli Guest acusou com razão de fetichização da mãe, obscurantização e esoterização. Afinal seria „quase impossível carregar a tocha da verdade através de uma multidão sem chamuscar a barba de alguém“ (Lichtenberg). Mas, de qualquer maneira, uma barba não faz um filósofo.
Também as Bahamas parecem agora ter chegado ao sabor da ciência natural ou, como eles dizem, da „bioanálise“. Trata-se aqui de um reducionismo darwinista e em parte mesmo lamarckiano, que acaba por desembocar consequentemente numa pura antropologia, diametralmente oposta à crítica social negativa das categorias e que sobretudo critica à crítica da dissociação-valor um „feminismo sem mulheres“ (3) ou um „marxismo sem pessoas“ (4), por não considerar suficientemente os seus amados pseudo-sujeitos burgueses e em vez disso olhar „por trás das costas“ (Marx) dos protagonistas para a história da imposição lógico-categorial do capital e da sua actual dessubstanciação.
O “ser humano em geral”, observado e imediatamente construído do lado anti-alemão, que eles curto-circuitam com o sujeito MBO burguês, teria contudo ainda, no jargão anti-alemão, o desejo da „verdadeira (!) gravidez“ (5), „de regressar ao estádio original (!) na água, percorrendo a ascendência animal.“ (6) Isto é agora mitologia, num plano já insusceptível de ser conseguido por qualquer Homero. O arrazoado é que „a criança anseia por regressar literalmente à (!) mãe.“ (7) Assim se desloca a auto-proclamada crítica da ideologia para o mundo dos contos de fadas, que já representa sempre uma projeção do desejo e uma narração puramente masculinas e está muito longe da crítica social radical antipatriarcal. Como se o Jargão da autenticidade nunca tivesse existido, eles deleitam-se agora com os mitos da origem característicos dos „caminhos errados“ de Heidegger, tratando-se assim, tanto no caso das estradas armadilhadas anti-alemãs como no caso destes, de puros becos sem saída. Precisamente no caso da mini-divisão dos anti-alemães, de quem nunca se sabe muito bem se representam apenas um velho idoso ou um cadáver já morto e que “criticam” incessantemente de modo superficial a ontologia existencial, aplica-se a „ironia da história de que a ‚ideologia alemã‘ da nacionalidade étnica do sangue pode perfeitamente ser instrumentalizada, pelo menos em parte, pelo imperialismo de exclusão de todo o Ocidente“ (8).
A partir da sua hipostasiação do prototípico sujeito individual isolado – de acordo com a sua ontologia do sujeito, mais pós- do que tardo-burguesa, de preferência ocorrendo como pessoa jurídica civil do Estado de direito – segue-se imediatamente a negação do inconsciente, tanto social como androcêntrico, uma vez que „foge à determinação.“ (9) Elas escondem alegremente o facto de se tratar aqui exclusivamente da sua determinação. Consideram a dissociação-valor, que prosseguiu a crítica até ao inconsciente, „uma divisão do inconsciente em duas esferas“ (10), sem perceber que estas são apenas as duas faces da mesma moeda. De maneira nenhuma é “passado” algo para o inconsciente social (11), pelo contrário, esse algo apenas foi realmente desenvolvido pela crítica da dissociação-valor.
Naturalmente que a categoria género não é existencial-ontológica, mas feita social e INCONSCIENTEMENTE, em vez de simplesmente “devinda” à maneira heideggeriana-naturalista (12).
Os membros da seita anti-alemã não reconhecem que a própria „dessexualização do sexo“ (Adorno) é um índice da desnaturalização do ser humano. É precisamente por isso que a dissociação pós-moderna do desejo na necessidade  (a que a Bahamas dá grande valor), tal como formulada Daniel Späth, é muito mais adequada do que o apego às passagens anatómicas de Freud (A anatomia seria o destino) que, por sua vez, os pseudo-investigadores genitais da Bahamas parecem preferir – como também dizem preferir a inveja do pénis androcêntrica à inveja do falo da crítica feminista e, já por isso, retiram o resto do ferrão que ainda  existe na intenção psicanalítica. Há muito tempo que já não lhes parece ser possível aplicar a dialéctica ao seu objecto.
Pelo contrário, agora nas Bahamas parte-se de uma „divisão natural do trabalho“ entre homenzinhos e mulherzinhas para a „produção“ de crianças, com referência aos lugares mais absurdos em Marx e Freud, e consuma-se uma reacção biologista, que intervém mesmo a favor de „ideologias maternais e teorias da vinculação (…), porque … apelam para uma realidade biológica” (13).  Somente as mães e não as mulheres teriam sido oprimidas no „patriarcado produtor de mercadorias” (14), e os homens, como não podem engravidar, não participariam natural e automaticamente na „reprodução natural“. Em vez de uma dissociação-valor absolutamente também social e inconsciente, a relação de género assimétrica seria uma decisão consciente das mulheres porque „as mulheres sabem que ganham menos e, portanto, permanecem mais do que os homens em casa para cuidar das crianças.“ (15) Mecanismos sociais estruturais intensamente androcêntricos, que também se inscrevem perfeitamente nos indivíduos sem que estes fiquem por isso completamente absorvidos no seu conceito, são focalizados pelas Bahamas em „desejos ocultos“ nebulosos e insondáveis das mulheres, assim provando que a sua posição mais faz lembrar As cinquenta sombras de Grey, ou a “usurpação androcêntrica” descrita por Daniel Späth, em que não raramente a violação é explicada com o „desejo“ da mulher.
O “recalcamento dos órgãos genitais femininos“ supostamente “independente do género…” é considerado na ilha caribenha como humanamente „necessário“ (!), uma vez que „as mulheres reais seriam uma estranha (!) recordação“. (16) Não se fala aqui nada da socialização do valor, pelo contrário, trata-se de uma constante antropológica que simplesmente não se poderia mudar. Para um homem (ou também para uma mulher) a coisa pode tornar-se extremamente fácil, pois em vez de crítica social faz-se simplesmente pesquisa positivista ou mesmo afirmação da natureza.
Da mesma forma se lê a recusa de uma relação entre valor e pulsão de morte. Elas põem simplesmente de lado a questão da relação dialéctica. Na verdade, é „bastante simples: claro (!) que não „. Assim se pretende proibir a crítica; também relativamente à pulsão de morte induzida pela crise temos de „recusar-nos a usá-la politicamente.“ (17) Deve-se percebê-la de modo naturalista e não de outra forma. Tudo isso só serve para rejeitar a importância fundamental da concorrência universal e da crise final para o surgimento da pulsão de morte. A pulsão de morte seria então, supostamente segundo Freud, até mesmo a pulsão da sorte (!), (18) com o que o ser para a morte de Heidegger corresponde inteiramente ao ser para o valor anti-alemão, em que o valor prometeria uma vida com sorte. Na medida em que estão comprometidas com o valor androcêntrico e seu princípio formal psíquico, elas também têm de ser duramente atingidas pelas até agora (!) três feridas narcisistas que foram inflingidas aos anti-alemães: Robert Kurz, que por meio da teoria da crise categorial retirou ao valor a sua pretensão de eternidade e provou em seus escritos sobre as guerras de ordenamento mundial que o Ocidente não é um refúgio para a liberdade; Roswitha Scholz, cujo desenvolvimento da crítica da dissociação-valor suplantou tanto a crítica do valor fundamental objectivista como as três ondas do feminismo redutor e com isso apresentou a primeira reformulação abrangente de uma crítica do capitalismo crítica do patriarcado; e a abrangente crítica do iluminismo e da razão de Daniel Späth, que agora também se dirige ao domínio da psicanálise e ao seu tema central, o complexo de Édipo.
A acusação de que a crítica da dissociação-valor apenas pode ser provocada por já não ser possível „ganhar o pão como teórico profissional“ (19) é um daqueles individualismos metodológicos pessoais tipicamente bahamitas. O próprio Robert Kurz acabou por observar que „o toucinho do passado fordista é muito grosso ainda“ e por isso a teoria da crise não pode motivar uma pessoa em termos individualistas. Ele também fez notar que em vez de „lógica e verdade absolutas“ (20), como as Bahamas dizem denunciatoriamente, se deve dar “particular atenção ao problema da lei da negação da negação“ (Kurz). O terciário fazer do fetiche do valor o palhaço da aldeia, que não existe em Marx, mas que apenas positivistamente teve de ser criado, explica assim „a totalidade quebrada da pós-modernidade tardia“ e responde a esta com tentativas cada vez mais repetidas de exclusão pública da crítica radical da crise e do patriarcado, com propósito auto-tranquilizador. Deste modo colocam os seus próprios „limites sócio-psicológicos“ (Späth) de forma descaradamente aberta. Com a sua negação da „substância psíquica“ elas aproximam-se do parentesco com Jacques Lacan, cujos desabafos linguisticamente reducionistas seguiam justamente aquele mesmo reflexo.
Ora, cão atingido pára de ladrar. Poderia então contrapor-se confiadamente que os cães que ladram pelo menos não mordem; mas não é assim tão simples, pois, por um lado, eles ladram por causa das observações de Daniel Späth e, por outro lado, representam ao mesmo tempo um belicismo militarista. Há os tais neocons e fãs de Trump alemães que querem rasgar o véu da cabeça de todas as mulheres, mas não estão em posição de as colocar porta fora, ou seja, trata-se do „estrangeiros fora!“ em embalagem intelectual. Com muita pena sua, no entanto, muito dificilmente os seus irmãos de armas dos EUA virão a correr ajudá-los com um bombardeamento de superfície contra a EXIT. Resta-lhes portanto – completamente sozinhos – apenas joguinhos psicológicos, aquele „psicologismo para pobres“ que Robert Kurz e Daniel Späth já criticaram suficientemente. Para eles trata-se de denunciar os/as críticos/as da dissociação-valor como crianças, e até mesmo de exigir imediatamente um tutor na respectiva redacção. Os anti-alemães já sempre se foram armando em departamento de censura. Mas, mesmo se eles ainda predominam em certos média berlinenses, como a Jungle World ou a Konkret, o fim desse predomínio parece estar lentamente a ficar à vista. Não em último lugar, a crítica da dissociação-valor retira-lhes o ar ideológico que respiram e desmascara os seus textos como uma autêntica farsa. Quanto mais eles ainda tenham em consideração os/as críticos/as da dissociação-valor como sendo „no conjunto gente erudita“ (21), tanto mais baixos têm de ser os seus golpes para ainda os/as denunciar. Isto vai tão longe que chega ao ponto de não se coibirem de „recomendar realmente uma terapia psicanalítica“ (22) a Daniel Späth – ou seja, ameaçam com aquela forma pós-moderna de alcatrão e penas que antes costumava ser usada de preferência contra o preto, ou contra quem de alguma forma tivesse violado a „razão“ e a moral locais. (23)
Depois do assalto ao cadáver de Robert Kurz, agora tentam a sua sorte na falta de atenção a uma cisão na crítica da dissociação-valor. Sendo Anselm Jappe apresentado como alguém com quem „pelo menos ainda se pode falar“ (24), é completamente escamoteado que este já explicou muito detalhadamente a sua opinião contra os anti-alemães (25) e que a nosso ver há a este respeito uma posição muito unida nos círculos da crítica da dissociação-valor e próximos. Uma tomada hostil parece, portanto, muito improvável.

A fracção Bahamas parece particularmente atraente para os fascistas da linguagem académicos, que pouco diferem dos pós-modernos, mas que em geral não lidam com a linguagem anti-académica da crítica da dissociação-valor. Também neste plano se reflecte a essência da crítica da dissociação-valor, para o que Roswitha Scholz tem repetidamente chamado a atenção nos seus livros. Quais professoras dum curso intensivo de alemão, as críticas da gramática assinalam agora com gosto qualquer preposição alegadamente errada, a fim de não terem de ir ao conteúdo do que está escrito. O seu nível de crítica linguística corresponde praticamente ao de Bastian Sick (Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod: O dativo é para o genitivo a sua morte), mas fica à partida por esclarecer até que ponto esses joguinhos fazem sentido no contexto de uma crítica do pensamento que deve estar identificado. Neste sentido, cada preposição „erradamente“ usada, cada vírgula em falta e cada „erro de tradução“ devem ser considerados contradições com o “Der Ton macht die Musik! [„O tom faz a música!“] maçadoramente preciosista com a língua alemã e ultrapatriarcal, com o qual os bahamitas tentam infantilizar os seus críticos.
Como Sherlock Holmes, que se tornou tendencialmente um protótipo do sujeito androcêntrico principalmente por suas generalizações misóginos e racistas, com re-edição em numerosos pastiches, essas pessoas cultivam uma relação puramente críptica entre os seus objectos e a linguagem, que julga decifrar em qualquer sequência de signos um acrónimo ou aprónimo com um significado mais profundo por trás. Com Sherlock Holmes, que reverenciou e defendeu Wagner, os anti-alemães também compartilham o seu amor clandestino por anti-semitas como Kant e têm de defendê-los de qualquer crítica. Bem na constituição positivista do detective mestre Holmes, os Bahamitas censuram agora à crítica da dissociação-valor, em última análise, a falta de cientificidade ou da „possibilidade de se provar“ a dissociação-valor, sem perceber que a redacção da EXIT, ao contrário dos ideólogos burgueses anti-alemães – esses aspirantes a inimigos do Estado com cátedra –, virou explicitamente o tempo da sua existência contra a vida académica e nunca se contentou com uma carreira nesta. O conteúdo da acusação absurda de „confusão e troca permanente de conceitos psicanalíticos“ (26) deveria muito mais ser considerado como uma deliberada limpeza de Primavera na arrecadação dos conceitos, com a qual Robert Kurz começou, enquanto os anti-alemães antes e depois choram como facto consumado a morte do esplendor imperial no museu de cera empoeirado e se animam com recordações. Assim, o reducionismo da teoria crítica parece algo ao nível do passado – está completamente degradado ou corroído. O que resta é apenas uma grelha teórica que já não tem absolutamente nada em comum com o velho e sempre enganoso esplendor do iluminismo excepto a sucata. Quem não quer perceber isto deve antes inscrever-se numa escola de aspirantes a psicoterapeutas e praticar lá o „afiar do conceito“, o qual no entanto nunca sairá do século XX. Embora a psicanálise reflectida, que também pode ser considerada perfeitamente como „teoria da constituição da forma psíquica“ (Späth), sirva como instrumento adequado de análise da relação entre o indivíduo e a sociedade, ela oferece automaticamente a alguns monoteóricos demasiado zelosos a possibilidade de, por meio de conceptualidades psicanalíticas „ortodoxas“, denunciar os adversários políticos de forma inadmissível, ou mesmo patologizá-los como completamente malucos. As antipatias em relação à psicanálise já só são alimentadas pelo uso errado da doutrina freudiana como tecnologia de animação psicologista na batalha ideológica simulada.

Quando a fracção da Bahamas agora escreve que „não querem ter razão“, (27) com isso já provam as suas próprias auto-dúvidas aparentemente atormentadoras. Daqui em diante, a “crítica” anti-alemã, chupada da teta há muito seca da razão e do valor, borbureja na superfície social com arranjos de pequena escala, brincando consigo mesma. Pode-se partir do princípio confiadamente que com mais uma ou duas ejaculações deste tipo elas vão engravidar. Por enquanto este artigo é assim apenas outra borbulha rebentada da peste da esquerda, ou seja, „desta aberração da história da decadência da esquerda.“ (Kurz) Se o título da última edição é „A ilha“, continua a ser pouco de esperar que os „yuppies teutónicos“ (Roswitha Scholz) alguma vez realmente „emigrem para as Bahamas“ (Knut Mellenthin), pois para isso eles são simplesmente demasiado alemães.
Se por uma vez olhassem para si mesmos, poderiam começar a perguntar-se se não será sobretudo o próprio hidrocéfalo burocrático que lhes fez sentir o próprio nascimento como extremamente traumatizante, o que parece revelar-se repetidamente nas suas „sessões terapêuticas e experiências com LSD“ (28). Entretanto será aconselhável que as Bahamas não só fiquem de bico calado, mas de preferência mantenham todas as bocas fechadas e canetas quietas, porque o seu ganir é insuportável. Mas ideologia maternal como esta continuará a deparar-se com a crítica, até que essas folhecas acabem finalmente por se dissolver como merecem, sem terem recebido o almejado prémio de abate. Até lá elas são apenas uma forma mais rara e difusa do fenómeno excepcional de teóricos/as cujos textos, mesmo todos juntos, formam somente Hocus Pocus.

(1) http://magazin.umsganze.org/wp-content/uploads/1.pdf.
(2) Katharina Klingan e Paulette Gensler: Das Wundmal der Wirklichkeit. Zur Verleugnung der ersten Natur in der Wertabspaltungskritik [O estigma da realidade. Sobre a negação da primeira natureza na crítica da dissociação-valor]. Bahamas 73. p. 68-78.
(3) Bahamas 73. p. 71
(4) Bahamas 73. p. 74
(5) Bahamas 73. p. 72
(6) Bahamas 73. p. 70
(7) Bahamas 73 p. 72
(8) Robert Kurz: Ökonomie der Ausgrenzung. Der globale Krisenkapitalismus und der Balkan, [Economia de exclusão. A crise global do capitalismo e os Balcãs], então ainda na Jungle World de 05.05.1999 . On-line: http://jungle-world.com/artikel/1999/18/30940.html.
(9) Bahamas 73. p. 69
(10) Bahamas 73. p. 69
(11) Bahamas 73. p. 69
(12) Ver. Bahamas 73. p.70.
(13) Bahamas 73. p. 70
(14) Ver Bahamas 73. p. 76
(15) Bahamas 73. p. 76
(16) Bahamap. 73. p. 72
(17) Bahamas 73. p. 74
(18) Ver. Bahamas 73. p.74.
(19) Bahamas 73. p. 73
(20) Bahamas 73. p. 73
(21) Bahamas 73. p. 69
(22) Bahamas 73. p. 69
(23) Cf.: Ritzmann, Iris: „Aus ‚Jaunerkindern’nützliche Bürger machen. Das Waisenhaus als aufgeklärte Erziehungsinstitution“ [„Fazer das crianças vadias cidadãos úteis. O orfanato como instituição de ensino esclarecida“]. In: Wolf, Butcher, Steinlaus (Hg.): Child Care. Kulturen, Konzepte und Politiken der Fremdbetreuung von Kindern aus geschlechterkritischer Perspektiv [Child care. Culturas, conceitos e políticas da assistência estrangeira a crianças a partir da perspectiva da crítica de género]. Weinheim/Basel: Beltz Juvena 2013 245-259.
(24) Bahamas 73. p. 67
(25) Anselm Jappe: Es gibt sie noch, die guten Deutschen [Eles ainda existem, os bons alemães]. On-line: http://www.exit-online.org/link.php?tabelle=autoren&posnr=330.
(26) Bahamas 73. p. 75
(27) Bahamas 73. p. 70
(28) Bahamas 73. p. 71



Original Hypermaskuline Orthodoxie anstatt kategoriale Schranke?in http://www.exit-online.org 07.2016.
Tradução de Boaventura Antunes (08/2016)


http://www.obeco-online.org/
http://www.exit-online.org/

H.O.A.X. – Zur Faselei von EXIT und der Wertabspaltungskritik

Liebe EXIT-Redaktion,
erst kürzlich habt Ihr auf Eurer Homepage einen Text von Hannah Odenbach und Amelia Xiomara mit dem Titel “ Hypermaskuline Orthodoxie anstatt kategoriale Schranke?” veröffentlicht, den wir unten gerne dokumentieren möchten:
Diesen Artikel habt Ihr mit einer „Vorbemerkung“ versehen, die da wie folgt lautet:

Vorbemerkung

Dass die fundamentale Krise neben der materiellen Reproduktion auch die geistige Reflexion erfasst, lässt sich nicht zuletzt innerhalb der Gesellschaftskritik beobachten. Die von der kritisch abgerüsteten, theoretisch flach gewordenen und heute mit den Verhältnissen selbst barbarisierenden Linken geführten Auseinandersetzungen sind nicht einmal annähernd auf der Höhe der Zeit, wofür zuletzt vor allem die „Bahamas“ stehen, deren Legitimationsanspruch im Sinne „Kritischer Theorie“ längst abhanden gekommen ist. Dementsprechend feuern sie verstärkt gegen die Wert-Abspaltungs-Kritik. Da die „kategoriale Kritik“ freilich nicht auf jedwede unterirdische Entäußerung der szenelinken Atheorie Bezug nehmen kann und wird, passt es ganz gut, dass an die Redaktion folgende Polemik geschickt wurde, die wir an dieser Stelle gerne dokumentieren.
Redaktion EXIT!, Juli 2016
 
Eine kleine Geschichte
Man weiß weder bei dem Text noch bei der Bemerkung so recht, wo man beginnen soll. Von daher vielleicht eine kleine Geschichte: Ende Mai bekamt Ihr von zwei bisher unbekannten Autorinnen einen Artikel für Eure Homepage angeboten, der sich mit dem in der letzten Ausgabe der Bahamas erschienen Text „Das Wundmal der Wirklichkeit“ auseinanderzusetzen behauptete. Gewisse Dinge erschienen Euch merkwürdig und Ihr präsentiertet drei Grundprobleme. Zum einen kam es Euch komisch vor, „dass (die Autorinnen) den Artikel „Wundmal der Wirklichkeit“ nicht nur gelesen hab(en), bevor die „Bahamas“-Ausgabe überhaupt ausgeliefert wurde, sondern in dieser Frist überdies sogar eine Gegenpolemik verfassen konnte(n).“ Erschwert wurde dieser Fakt zum anderen dadurch, dass jene Autorinnen „bisher noch nicht in (Eurem) Dunstkreis aufgetaucht“ seien. Erst an dritter Stelle schließlich ging es grob um den Inhalt. So träfe die „Polemik zwar einige ideologische Aspekte des Artikels, weist sie aber nicht am Text selbst aus, was allerdings eine unverzichtbare Vorgehensweise ist, um nicht in eine inhaltslose Denunziation abzugleiten. (…) In der jetzigen Fassung wirkt eurer Text doch recht assoziativ, was ihm die von euch intendierte Schärfe nimmt; hier müsste die Argumentation durch Bezugnahmen und/oder Zitate angereichert werden, an denen die Argumentation zu entwickeln wäre. Es wäre sicher sinnvoll, die Argumentationsführung eurer Polemik vor diesem Hintergrund noch einmal zu präzisieren. Könntet ihr euch eine solche Ausarbeitung vorstellen?“ Hannah und Amelia – praktischweise ebenfalls zwei Autorinnen, wie die Urheberinnen des Bahamas-Artikels – konnten es sich natürlich vorstellen, dankten Euch für die Hinweise, wischten die beiden ersten Bedenken mit absurden, aber doch zu schmeichelhaften Ausflüchten vom Tisch und ließen Euch Mitte Juni eine mit Zitaten angereicherte Version des Textes zukommen, den Ihr Euch vornahmt, „noch einmal (zu) redigieren“, denn schließlich „gehören Texte nun einmal ausführlich Korrektur gelesen.“ Die Assoziationen wurden in dieser Version hingegen keineswegs geschwächt, sondern einfach nur mit “Quellen” oder Namen versehen. Anfang Juli hieß es, „dass der Text nun eigentlich veröffentlichungsreif ist.“ Kurze Zeit später fand er sich auf der Homepage, ohne dass die Autorinnen sich in irgendeiner Weise noch einmal in die Gestaltung einmischten, indem sie beispielsweise gewisse Formulierungen gegen die Redaktion zu verteidigen hatten. Alles lief viel zu geschmiert.
Mittlerweile dürftet auch Ihr es bemerkt haben: Der Text stammt von uns selbst, da wir – erschreckenderweise völlig zu Recht – dachten, wir könnten die Entfaltung unserer Kritik in Eure eigenen Hände legen. “Da die „kategoriale Kritik“ freilich nicht auf jedwede unterirdische Entäußerung der szenelinken Atheorie Bezug nehmen kann und wird”, haben wir Euch also nur etwas Arbeit abgenommen. Der kleine Ausflug in die Entstehungsgeschichte sollte zur Genüge verdeutlichen, dass es sich bei Eurer Behauptung, Ihr würdet den Artikel nur „dokumentieren“ um eine ziemlich infame Lüge handelt, denn Ihr habt den Text die ganze Zeit durch Hinweise mitgestaltet, redaktionell begleitet und schließlich erstveröffentlicht. Eine Dokumentation hingegen ist streng genommen die Wiederveröffentlichung zwecks Bestandsaufnahme eines andernorts publizierten Textes, in den man sich dann jedoch redaktionell nicht weiter einzumischen hätte.
Man mag diesen kleinen Streich von unserer Seite infantil, pubertär oder ähnliches schimpfen, und hätte damit sogar Recht. Doch mag man uns dies ausnahmsweise verzeihen. Zumal wir glauben, dass der eventuell zweifelhafte Charakter einer solchen Aktion schlichtweg in keinem Verhältnis steht zu dem Einblick in die “Theorieproduktion” von EXIT. Damit auch genug der Anrede, denn EXIT selbst gehört wahrlich nicht zum Kreis der Adressaten. Wenn die ganze Aktion eines bewiesen hat, dann die Unerreichbarkeit dieser Gang durch vernünftige Argumente. Da aber – und dies war eine der wenigen nicht erlogenen Behauptungen – Roswitha Scholz in der Tat der theoretische Hauptbezugspunkt des fäkalienzentrierten Agitpop-Bündnisses “ums Ganze” ist, galt es uns, zumindest darauf hinzuweisen, wessen Geistes Kind dieser Theoriestrang ist. Dass die Redaktion von dem Artikel ernsthaft eine Übersetzung angefertigt, anfertigen lassen oder zumindest überhaupt zugelassen hat, dass er übersetzt wird, hat uns schon etwas peinlich berührt.[1]
So einen Artikel nicht einfach freundlich aber bestimmt abzulehnen, sondern Hannah Odenbach (alias Katharina Klingan) und Amelia Xiomara (Paulette Gensler oder auch andersherum) im E-Mail-Verkehr zu loben, sie hätten sich „offenkundig ja durchaus intensiv mit der Wert-Abspaltungs-Kritik beschäftigt“, und den „Text wirklich mit Herzblut geschrieben”, sagt viel über den Zustand der Redaktion und der dazugehörenden Theorie aus. In der Tat haben wir den Artikel unter Missachtung jeglicher Kontrollinstanzen verfasst, die einem denkenden Menschen zur Verfügung stehen – sei es nun das Bewusstsein oder die Auto-Korrektur. Wenn Herzblut statt Köpfchen zum Maßstab erhoben wird, ist das eine ziemlich prägnante Bestätigung aller Bedenken, die wir bisher bezüglich dieses Blattes hatten. Dass die beiden Autorinnen “offenbar doch recht nahe an der wert-abspaltungs-kritischen Theoriebildung dran” seien, adelt uns also nachträglich zu Expertinnen der Wertabspaltungskritik, die sich anscheinend doch recht gut auf das Theorem “einlassen konnten”.
 
Den Wald vor lauter Bäumen
Alleine die Hinweise für einen Schwindel im besagten Text waren zahlreich vorhanden; ehrlich gesagt, haben wir weitaus mehr Mühe darauf verwendet, diese zu platzieren, als für den um altbackene Sprichwörter herumassoziierten restlichen Text. So ergeben schon die Initialen der Autorinnen das Wörtchen HOAX; für alle Fälle haben wir dies mit den Anfangsbuchstaben des Titels noch einmal verdoppelt: HOAKS. Ohne jegliche inhaltliche Verknüpfung wird plötzlich über den Phase 2-Fake der >No Tears for Krauts< berichtet und gemutmaßt: “Was vorerst [von der antideutschen Kritik] bleibt, sind solche Nischengrüppchen, …die lieber einen gefakten Text in der Phase 2 platzieren, um ihn dann selbst zu kritisieren”. An dieser Stelle möchten wir uns selbstverständlich bei allen aus dramaturgischen Gründen von unseren Alias Beleidigten entschuldigen. Wir schätzen diese sehr, ein authentischer EXIT-Text ohne Beschimpfungen der üblichen Angegriffenen erschien uns jedoch etwas sehr weit hergeholt.
Als uns schließlich die Formulierungen ausgingen, mussten wir tatsächlich auf die Phase 2 zurückgreifen, wählten aber genau jene Zitate aus dieser Zeitschrift, die von der Gruppe No Tears for Krauts schon zur Genüge kritisiert wurden:[2]  (“Auch wenn die reflektierte Psychoanalyse….als taugliches Analyseinstrument des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft dient”), und bezogen daher auch die Impulse für das notwendig postmoderne sprachliche Aufpeppen von Inhaltsleere (“Matrix”, “Engführung”….). Einen anderen Klau haben wir noch bei einem Joachim Bruhn-Text verübt, in dem genau diejenigen Zitate von Robert Kurz zitiert wurden, die Joachim Bruhn[3] als Beispiele für eine verkorkste und inhaltsleere Sprache anführte. Eine weitere Andeutung findet sich “bei den antideutschen Fallenstraßen”, hierbei handle es sich “um reine Sackgassen”. Laut Wikipedia sind Fallenstraßen frei erfundene Straßen, die von den Kartenherstellern als Plagiatsfalle in Karten eingebaut, um die Stadtpläne vor unerlaubter Vervielfältigung zu schützen, was wir dem verantwortlichen Redakteur in einer E-Mail sogar erläuterten.

Das von Loriot entdeckte Steinlaus-Weibchen. Das wohl bekannteste Exemplar des wissenschaftlichen Witzes
Das von Loriot entdeckte Steinlaus-Weibchen. Das wohl bekannteste Exemplar des wissenschaftlichen Witzes

Gut, dass wir in diesem Artikel darauf hingewiesen haben, dass “deren [der Antideutschen] Texte aber selber zusammenaddiert nur Hokuspokus formen,” denen die WAK die “ideologische Luft zum Atmen nimmt (…) und ihre Texte als einzige Farce entlarvt”. Der gesamte sinnlose Einschub über Sherlock Holmes, der angeblich “zu einem Prototyp des androzentrischen Subjekts konvergierte” und “mit [dem] die Antideutschen ihre klammheimliche Vorliebe für Antisemiten wie Kant” teilen, hätte zum einen mehr als ein bloß verstecktes Anzeichen für einen Betrug sein müssen, sollte aber zum anderen vor allem ein Hinweis sein, vielleicht wirklich einmal “einen rein kryptologischen Bezug […] zur Sprache” zu pflegen, was dies auch immer heißen mag – wir meinten damit >vernünftig lesen<. Dadurch hätte unser “Pastiche” leicht als solcher erkannt werden können. Nicht ganz mit rechten Dingen zu geht es ferner mit dem einzigen szenefremden Zitat – also jenem der lieben Frau Iris Ritzmann, die das angegebene Werk zwar verfasste, es aber gleichzeitig fertigbrachte, die von Loriot erfundene “Steinlaus”, bei uns ein Mitherausgeber, in die Enzyklopädie der Medizingeschichte einzuführen. Ob in diesem zitierten Werk nun das von uns Behauptete steht, wissen wir nicht, können es uns aber schwer vorstellen. Auch dass Otto Rank und Sándor Ferenczi sich “durch ihren Vollbart” ausgezeichnet haben sollen, ist nicht nur völlig Quatsch – stattdessen waren es wohl die einzigen beiden Glattrasierten. Es stellt sich vor allem die Frage, worin auch nur im entferntesten der Sinn dieser Aussage bestehen sollte, außer die Assoziation hin zu abstrusen Sprichwörtern zu wecken. So gut wie jeder einzelne Satz dieses Textes hätte die Ablehnung des gesamten Artikels zur Folge haben müssen. Dass hingegen kein einziger Satz herausflog, lässt den erfundenen Vorschlag der Notwendigkeit einer redaktionellen Vormundschaft zu einem realen werden.
 
Legasthenie des Widerstands
Klarerweise haben wir uns bemüht, die Art und Weise wie Artikel der Exit geschrieben sind, möglichst auf die Spitze zu treiben. Heraus kommt eine Sprache, die unter anderem über weite Strecken nur einem Bewusstseinsstrom unterliegt: “Nun: getroffene Hunde bellen halt. Man könnte nun getrost einwenden, dass Hunde die bellen, aber wenigstens nicht beißen, aber so einfach ist es dann doch nicht, denn zum einen bellen sie auf wegen den Äußerungen Daniel Späths und vertreten andererseits gleichzeitig einen militaristischen Bellizismus.” Sowohl in der Nachahmung als auch in den Originalen schien es äußerst bedeutsam zu sein, statt ausgeführter Kritik alle im linken Szenejargon beliebten -Ismen einzubauen. So haben wir einfach konsequent jedes Adjektiv mit einem -istisch zu versehen. Das war sogar der Redaktion zu übertrieben und zumindest manche dieser Suffixe wurden zu -isch korrigiert. Wenigstens dafür: Touché. Nur hat es an der Sinnlosigkeit der Aussagen nicht das Geringste geändert.
Der Spielplatz der freien Assoziationen hielt ferner noch genug zum Austoben bereit, das Denken konnte oder musste während des Schreibens dieses Textes so ziemlich abgestellt werden. Man nehme nur eine wilde Kombination aus altbackenen Sprichwörtern und von Robert Kurz oder Roswitha Scholz gesetzten Signalwörtern, mengt einige persönliche Drohungen gegen die zu kritisierenden Autorinnen ein und heraus kommt der Schabernack. So kann man jetzt lesen, dass “der junge Marx … solche Leute [wie uns]… zum Duell herausgefordert” hätte, und findet sinnlose Verdoppelungen (“alter Greis”, “tote Leiche”, “zusammenaddiert”), bedeutungslose Sätzen (“Aber ein Bart macht sowieso noch lange keinen Philosophen.”) oder klassische Assoziationsketten (“korrodiert…theoretischer Rost…altes Eisen… Glanz”). Dann darf man dabei nicht vergessen, dass immer irgendeine Theorie “vergewaltigt” oder “penetriert” wird, die EXIT in guter Rittermanier vor den tyrannischen Vertretern und konsequenterweise auch Vertreterinnen der Matrix des “Wunschmännerdaseins” zu retten gedenkt.
Diese Art des Schreibens ist ein reines Ventil, überlässt sich den Wünschen, ohne jemals zu einem vernünftigen Gedanken zu finden. Damit lässt sich gegen den beliebten Einwand, warum man sich die Mühe und Arbeit mache, einen betrügerischen Text überhaupt zu schreiben und dass noch für eine derart selbstreferenzielle Redaktion, einwenden, dass dieses Schreiben weder Arbeit noch Mühe ist, sondern vielmehr einem wahnhaften Delirium gleicht, dass sich von einem Wunsch zum Nächsten treiben und von wirklich jedem Wortspiel verführen lässt. Im Sinne der Corporate Identity kommt es für die Organisation des Textes nur darauf an, aus einem bekannten Repertoire von Theorieschablonen zu schöpfen und eine bestimmte Anzahl der hinreichend bekannten “Keywords” zu setzen. Uns (Hannah und Amelia (H.O./A.X.) hat das Verfassen des Artikels vielleicht gute zwei bis drei Stunden Lebenszeit gekostet. Auch wenn es nicht unbedingt Spaß gemacht hat, konnten wir doch den Lustgewinn verspüren, der mit solchem Schreiben einhergeht. Dieser resultiert vor allem aus der Ersparung von Aufwand, wie Denkarbeit, Kritik, etc; ist also einfach nur Unlustersparnis. Genau deshalb gleichen die Resultate solchen Schreibens einem schrecklich schlechten Witz, der nach Freud schlichtweg Unsinn ist. Dieser schwankt hier zwischen entmenschlichenden Beleidigungen des “Gegners” auf der einen und hymnenartigen Lobreden, welche den nahezu messianischen Charakter der eigenen Bande hervorheben müssen, auf der anderen Seite. Die Metapher des “Herzbluts” bringt es ungewollt deutlich auf den Punkt: Lust oder Leidenschaft stehen im Vordergrund der theoretischen Arbeit, und zwar in ihren paranoiden, sadistischen oder andersartig beschädigten Formen. Eine inhärente Gefahr der Polemik ist, sie mit verschriftlichter Menschenverachtung zu verwechseln. Diese braucht als Korrelat ein Publikum, das sich an der eigenen Beschimpfung aufzugeilen vermag. Nur so ist in gewissen Zügen die Rezeption der Gruppe zu erklären. Denn trotz des manifesten Sektencharakters erfreuen sich die Redakteure – insbesondere Scholz – zahlreicher Einladungen für feministische, von irgendwelchen Studentenvertretungen organisierten Veranstaltungsreihen, um dort ihre Glaubenssätze an den Mann und die Frau zu bringen. Es wird nur für den kleinen Kreis derjenigen geschrieben, die den abstrusen Setzungen, die sich als Theorie ausgeben, vollkommen zustimmen, und doch erscheint es als die angeblich notwendige Katharsis des Feminismus. Eben jenem Wunsch, eine vierte Welle dieser Bewegung begründet zu haben, wollten wir scherzhaft Ausdruck verleihen bzw. sie etwas befeuern.
So sehr es nun auch kurzfristig Vergnügen bereitet haben mag, werden wir unsere Texte in Zukunft doch weiterhin bei Redaktionen einreichen, denen ein Text wichtiger ist als das Socializing mit den Autorinnen, Kritik mehr bedeutet als etwas “theoretisch Substantielles” und die wissen, dass es nicht um “kritische Aufrüstung” gehen sollte.
Wie einfach und schnell die EXIT-Redaktion den Text angenommen und auf die Homepage gestellt hat, hat uns erstaunt. Die redaktionelle Bearbeitung beschränkte sich auf eine scheinbar penible Korrektur von Tipp-, Rechtschreib-, und Grammatikfehlern, ausgestattet mit ausführlichen Erläuterungen. So erweist sich die Redaktion letztlich selbst als jene “Deutschleistungskurslehrerin, die lieber jegliche angeblich falsche Präposition anstreicht, um ja auf den Inhalt des Geschriebenen nicht eingehen zu müssen.” Solcherart Formalkritik sollte dann jedoch zumindest korrekt erfolgen.
Obwohl nämlich der Artikel “ausführlich Korrektur gelesen” wurde, sind schon die ersten drei Zeilen ein orthographisches Chaos. Die Redaktion hadert scheinbar nicht nur mit dem Genitiv (“anstatt kategorialeR Schranke”), sondern der Rechtschreibung und Grammatik in der Gänze: die “Gegners”, “bezieht sich jeder zweitE Artikel”..etc pp. Selbst oder gerade Bastian Sick, dessen “sprachkritisches Niveau” dem unsrigen laut Hannah und Amelia entspräche, würde dies bemerkt haben. Nur ist auch die “angeblich falsche Präposition” einfach wirklich eine falsche. “Gerade deshalb ist die postmoderne Dissoziation des Triebes in (darauf legt die Bahamas großen Wert) das Bedürfnis, wie sie Daniel Späth formulierte,” auch in der Korrektur noch falsch. Zur Aufklärung: etwas dissoziiert, wenn schon, dann tatsächlich in etwas, nur halt nicht in ein Neues oder Anderes – dies wäre zum Beispiel die Transformation – sondern in mehrere voneinander verschiedene Teile. Auch dass sich etwas “innerhalb der Gesellschaftskritik beobachten” ließe und nicht an ihr, erscheint uns ebenso merkwürdig wie die “kritisch abgerüsteten” und “heute mit den Verhältnissen selbst barbarisierenden Linken” – war damit wirklich eine >kritische Abrüstung< oder eher eine Abrüstung der Kritik bzw. des kritischen Instrumentariums gemeint?
Bei der Dialektik von Form und Inhalt, welche sich in der wertabspaltungskritischen Sprache finden lassen soll, handelt es sich vielmehr um eine Identität. Die Schwäche der Form ist nur der deckungsgleiche Ausdruck des verstümmelten Inhaltes. So wurden wir folgendermaßen über die zwanghafte Bindestrich-Schreibweise des Wortes Wert-Abspaltungs-Kritik aufgeklärt: “Bei der zusammengefassten Schreibweise wird der im Begriff implizierte Bruch der Totalität nicht deutlich, deshalb bevorzugen wir eine der Schreibweisen mit Bindestrich.” Solcherart Sprachmagie kannte man bisher nur von dezidiert postmodernen Adepten der magischen Vorstellungswelt. Als würden sie sich ihr eigenes Theorem selbst nicht so recht abkaufen, wird versucht, es zumindest im “corporate wording” zu manifestieren. Es mag für diese Gang tatsächlich gelten, dass sie mit purer Absicht “jede ‚falsch‘ verwendete Präposition, jedes fehlende Komma und jede ‚Fehlübersetzung‘ als Widerspruch aufrechterhalten” – solch bewusster Einsatz scheint jedoch äußerst unwahrscheinlich. Viel eher ist die ganze WAK bis in ihren sprachlichen Ausdruck eine zur Tugend erhobene Notdürftigkeit, um nicht zu sagen Notdurft – wie es das Sprichwort “Scheiße zu Gold machen” recht treffend beschreibt. Gold ohne Wert selbstverständlich, weshalb man ja auch auf den “Speck der fordistischen Vergangenheit” angewiesen ist.
“Gelernt” haben wir nun immerhin: “Bahamas ist ja eine Pluralkonstruktion.” Hierbei wurden wohl die Inseln mit der Redaktion bzw. der Zeitschrift verwechselt, die ja schließlich jeweils weder eine Konstruktion noch gar eine solche im Plural sind.
Wir bezweifeln ernsthaft, dass Märchen männliche Narrative sein sollen, dass gleich der Feminismus und nicht einmal das Patriarchat als bloßer Nebenwiderspruch gelten soll, und verstehen weder was ein “prototypisches Einzelindividualsubjekt” oder eine “rechtsstaatsbürgerliche juristische Person” noch die “Spätpostmoderne” sein soll. Aber Keywords solcher Art haben, ähnlich wie beim Schreiben von SEO-Texten (search engine optimization), weitaus größere Bedeutung als der tatsächliche “Unique Content”. Das Vorführen dieser Redaktion und ihrer Hauspostille sollte also nicht nur dazu dienen, noch einmal aus einer etwas neuen Perspektive aufzuzeigen, dass von diesen Leuten nur Krisenreklame bzw. -propaganda statt Gesellschaftskritik zu erwarten ist, sondern auch darzustellen, dass EXIT der eigenen Bauernfängerei längst selbst auf den Leim gegangen ist.
Ebenso wie mit den Floskeln funktioniert es auch mit den Namen, sofern sie als zitierwürdig angeführt wurden. In diesem Falle Christopher Lasch und Lilli Gast, denen man anscheinend jeglichen erfundenen Mist in den Mund legen kann, sofern sich dieser nur mit den konfusen Vorstellungen von EXIT deckt. Bei aller mangelnden Sympathie für die Arbeiten von Lilli Gast ist die Behauptung, diese habe Otto Rank und Sándor Ferenczi “der Mutterfetischisierung, Obsukarantisierung und Esoterisierung überführt,” fast schon rufschädigend, so sehr drückt es der Professorin die EXIT-Lesart auf. Auch die “narzisstische Langeweile”, welche wir Lasch unterschoben, würde dieser als reine Tautologie bzw. als Pleonasmus erkannt haben, da die Langeweile ihrem Wesen nach narzisstisch ist. Entgegen der Behauptung Hannahs und Amelias war es übrigens auch Lacan, der wie Daniel Späth die Vorstellung einer “psychischen Substanz” prägte.
Doch anstatt die “Glocken” (Schiller) läuten zu hören, war es anscheinend “Musik” (Beethoven) in ihren “Ohren” (van Gogh), einen Text von zwei Autorinnen zu erhalten, denen Zitierweise auch nur aus Namedropping besteht. Eigene Namen zu “droppen” ist in der Werbung ein beliebtes Mittel, um den Bekanntheitsgrad des eigenen Produkts zu erhöhen. Rhetorisch hingegen ist >Ipse dixit< ein Argument, das sich nur auf eine Person als oberste Autorität beruft. Bei EXIT findet sich so eine äußerst vulgäre Form der eristischen Dialektik, deren regressive Züge schon der Untertitel der diesbezüglichen Schrift Schopenhauers – “Die Kunst, Recht zu behalten” – benennt. Bei Schopenhauer entsprang die Auseinandersetzung mit Argumentationsstrategien aus dem Problem, dass man “nämlich in der Sache selbst objective Recht haben und doch in den Augen der Beisteher, ja bisweilen in seinen eignen, Unrecht behalten” kann. Im Falle von EXIT bleiben nur die psychischen Motive der Eristik, welche aus ihr wirklich ein “Verfahren der dem Menschen natürlichen Rechthaberei” macht, denn “die angeborene Eitelkeit, die besonders hinsichtlich der Verstandeskraft reizbar ist, will nicht haben, dass was wir zuerst aufgestellt [haben] sich als falsch und das des Gegners als Recht ergebe.”
Spannend fanden wir auch, dass die Ausrufezeichen-Politik, welche Hannah und Amelia im Text verfolgten, so wunderbar unproblematisch funktionierte. Die Wörter “ursprünglich” und “eigentlich” beispielsweise müssen aus dem Wortschatz gestrichen werden, denn sie sind unabhängig vom Inhalt und Kontext anscheinend immer auf Heidegger bezogen. Im selben Maße scheint “natürlich” automatisch auf einen Biologismus hinzuweisen. All diese Begriffslosigkeiten nun unter einen “bewusste(n) Frühjahrsputz in der Begriffsrümpelkammer” zu subsumieren, bringt uns zum nächsten Punkt: Den mit dem Honig ums Maul schmieren.
Honig ums Maul
Die Anfälligkeit für Komplimente dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, den gefälschten Text zu veröffentlichen. Von unbekannten Leserinnen mitgeteilt zu bekommen, Roswitha Scholz habe das “gesellschaftliche Unbewusste erst richtig entwickelt”, ist zu schön, um unveröffentlicht zu bleiben. Nur ist es streng textimmanent auch einfach zu falsch, um veröffentlicht zu werden. Sie selbst hat immer wieder betont, dass die psychoanalytische Ebene der Wertabspaltungskritik erst entwickelt werden müsse[4]. Zwar erschien “Das Geschlecht des Kapitalismus” schon vor sechszehn Jahren, eine eingehende theoretische Beschäftigung mit der Psychoanalyse blieb bisher jedoch aus und man beschränkte sich auf psychoanalytische Zweckentfremdung, welche nun fünfzehn Jahre nach dem Ersterscheinen des WAK Buches zum Programm erhoben wurde. Die Vorstellung der “drei narzisstische[n] Kränkungen, welche den Antideutschen beigebracht wurden,” zeigt, dass EXIT in völlig autoritärer Weise nur zustimmende Würdigung für ihre Ergüsse dulden. Wer sich im Bezug auf die Antideutschen ernsthaft als Kopernikus, Darwin und Freud ansprechen lässt, ohne dem ob der offenkundigen Anmaßung energisch zu widersprechen, verweist auf den psychotischen Gehalt der Theorie.
Daniel Späth, dieser personifizierte Keuschheitsgürtel, der neben einer Mantel-und-Degen-Romantik auch das Penetrationstabu zum Leitmotiv des eigenen Schreibens erklärt zu haben scheint, bemerkt wie die restliche Gang nicht, dass die Abspaltung tatsächlich ein Konstrukt ist, das von der sich mit dieser bezeichnenden Kritik erst erschaffen werden musste. Auch von Marx, Freud und Adorno gibt es anscheinend immer eine helle und eine dunkle Seite. Durch solche “Halbierung”, wie die EXIT-Redaktion es selbst ironisch bezeichnet, vollziehen sie eine Spaltung der betreffenden Theorien. Die Trennung von exoterisch und esoterisch entspricht durchaus jener der Gattungsfrau in eine Heilige und eine Hure. EXIT scheint es darum zu gehen, das Unbefleckte, Reine und jungfräulich Fruchtbare der jeweiligen Theorien zu entdecken. Das Motiv ist eine von der Realität unbefleckte “Erkenntnis” – eben dies jedoch meint die u.a. von Adorno kritisierte Vorstellung der “Eigentlichkeit”. Wie die Heilige die Hure, so benötigt die reine Theorie den Bezug auf die drohende Aura der Endkrise, welche denselben paranoiden Charakteranteil bedient, wie die vor einiger Zeit noch von Robert Kurz in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie, dass die Antideutschen “immer noch gewisse Medien wie die Jungle World oder Konkret dominieren.” Dass ihnen nicht auffällt, dass ein großer Teil der Konkret-Artikel von fundamentalen Wertkritikern verfasst wird, beweist nur wiederholt die Unerreichbarkeit durch Fakten oder Argumente.
Solche Ordensstruktur bedingt schließlich auch den Korpsgeist und die Autoritätshörigkeit dieses Zirkels. Wenn man sich schon an Signalwörter abzuarbeiten gedenkt, sollte man doch ernsthaft darüber nachdenken, ob eine “konsequente” oder “einheitliche Haltung” bzw. ein “echtes Anliegen” wirklich zum höchsten Maßstab erhoben werden sollten. Auch das Berufen auf die eigene Meinung, welche als in den Text gerutschte Formulierung durchaus ein oder zwei Mal verzeihlich wäre, zeigt den darin enthaltenden Gesinnungscharakter spätestens, wenn die Redaktion ernsthaft eine “Meinung gegen die Antideutschen” durchwinkt.
Vor allem der Duktus der Kritik, die diesen Namen nicht verdient, hat die EXIT dort abgeholt, wo sie stehen – wozu wir uns jedoch zugegebenermaßen mehrerer Sprichwörterbücher bedienen mussten. Kritik zu üben bedeutet ihnen nun nicht viel mehr als ein wüstes, vulgäres und persönliches Beschimpfen der Menschen, wie anhand einiger ausgesuchter Beispiele zu sehen ist: “Man wird die Bahamas auf Seite der Lebensschützer sehen”, “eine weitere geplatzte Beule dieser Pest der Linken”, “der eigene Wasserkopf, der sie die eigene Geburt als schwerst traumatisierend empfinden lies”. Wahrlich erschreckend darin ist jedoch, dass selbst diese Beleidigungen niemandem als fingierte auffielen, da man dies von dieser Gruppe anscheinend schon zur Genüge gewohnt ist.
Das theoretische Zentrum ist die logisch unmöglich zu verstehende WAK, denn “diese zeigt sich doch an allen Orten in aller Deutlichkeit; wenn auch nicht als unmittelbar erfassbare im Sinne des Positivismus.” Das ist im Endeffekt eine ebenso präzise Formulierung wie das Kurz‘sche “zumindest teilweise durchaus.” Statt inhaltlicher Kritik werden Zitatbruchstücke aus jeglichem Zusammenhang gelöst und so gedreht, dass sie schließlich das Gegenteil dessen behaupten und kritisieren, was ursprünglich dort stand – da wir nun beide Artikel verfassten, sollten wir wohl wissen, wovon wir reden – nämlich, dass es sich bei dem Artikel von Hannah und Amelia wirklich nur um “ein wildes Sammelsurium aus wahllos selektierten Zitaten (handelt), deren Kontext wohl nur im Unbewussten der Bahamiten existiert.”
Eventuell kann dieser kleine Beitrag hier als Anleitung für künftige Autoren dienen, welche vorhaben sich bei EXIT, immerhin nach einem Aussteigerprogramm benannt, einzunisten. Allen Anderen sei gewünscht, dass sie endlich kapieren, auf was für einen verrückten Haufen sie sich beziehen, wenn sie das Theorem der Wertabspaltung im positiven Sinne rezipieren. Die mehrmalige und leicht penetrante Einladung zu Eurem Seminar lehnen wir hiermit anstandshalber lieber ab, grüßen aber Eure “zahlreichen” Lesekreise und wünschen ein frohes weiteres Schaffen.

Mit freundlichen Grüßen
Katharina Klingan und Paulette Gensler

Sofern nicht anders gekennzeichnet, stammen alle angeführten Zitate aus dem Text Hypermaskuline Orthodoxie anstatt kategoriale Schranke?, vermutlich nicht mehr sehr lange auf der Exit Homepage. http://exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&index=4&posnr=652. Der Artikel Odenbachs und Xiomaras ist deshalb auch auf der Homepage des Distanz Magazins dokumentiert.

von Paulette Gensler und Katharina Klingan

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[1] http://www.obeco-online.org/hodenbach_axiomara.htm
[2] http://nokrauts.org/2012/02/
[3] Joachim Bruhn, Derivatenhändler der Kritik, http://www.ca-ira.net/isf/beitraege/pdf/bruhn-kritik.kurz.pdf
[4] Roswitha Scholz, Das Geschlecht des Kapitalismus, 2000, S.63

Alles halb so wild? Critical Whiteness für Jungantideutsche

Die Debatte um den theoretischen Gehalt und die praktische Ausformung des Critical Whiteness schwelt seit einigen Jahren, spitzt sicher aber infolge der Gründung von weißkritischen Gruppen (etwa an der Uni Mainz) sowie dem Einzug weißkritischer JournalistInnen in die Online-Redaktionen bürgerlich-linker Blätter wie das Missy Magazine oder der taz zu.
Wohl um dieser sich entwickelnde Frontstellung entgegenzuwirken, veröffentliche Floris Biskamp kürzlich einen Text zu Critical Whiteness und der Kritik daran. Er gibt einen angenehmen versöhnlichen Blick über die Konfliktsituation und fordert ein politisches Downsizing von Critical Whiteness einerseits und einer Aufnahme von Critical Whiteness in das Handlungs- und Theoriefeld von irgendwie Linken andererseits. Indem er erstens die Fallstricke der Komplexitätsreduktion politischen Denkens als für alle politischen Akteure vorhanden illustriert und zweitens die Hautfarbe als Faktum hervorhebt, zu dem man sich reflexiv verhalten muss, wirbt er für Verständnis gegenüber dem Privilegien-Konzept.
Zwischen Critical Whiteness und Ideologiekritik
Die Debatte wird im Text allerdings nur skizziert, ohne auf die der kontroversen Auseinandersetzung zugrunde liegenden Theorien näher einzugehen. Dies erlaubt erstens, die ideengeschichtlichen Zusammenhänge der rassistischen Black Power Bewegung und dem gegenwärtigen Critical Whiteness zu leugnen1:
Ja, wir haben alle eine Hautfarbe und ja, diese macht einen Unterschied – freilich nicht, weil sie das Wesen der Person ausmachen würde oder weil sie mit irgendwelchen Genen verbunden wäre, aus denen sich zugleich eine bestimmte geistige Disposition ergäbe. So etwas zu behaupten wäre in der Tat rassistisch und es gab und gibt in einigen afrikanisch-nationalistischen oder Black-Power-Kontexten derartige Formen des umgekehrten Rassismus – nur mit Critical Whiteness hat es nichts zu tun.“
Zweitens erzeugt diese oberflächliche Betrachtung das Manko, dass die der Debatte zugrunde liegenden gegensätzlichen gesellschaftlichen Theorien vernachlässigt werden, obwohl sie gerade den Kern der Auseinandersetzung ausmachen. Die ideologiekritischen GegnerInnen des Critical Whiteness betonen die rassistischen Anwandlungen der AnhängerInnen eben nicht als dem Critical Whiteness fremde Erscheinungen, sondern als Resultat eines dialektischen Umschlagens eines als emanzipatorisch veranschlagten Denkstils in sein Gegenteil, und zwar: aus sich heraus. Der Rassismus ist aus Sicht der an der Kritischen Theorie geschulten Ideologiekritik dem emanzipatorischen Anspruch des Critical Whiteness immanent und die Gefahr zum Umschlagen in den Rassismus vorhanden und real. Falsch ist es also, wenn im Text mit den Gegnern des Critical Whitness Ideologkritiker gemeint und folgendes behauptet wird:
Die reale Differenz, um die es hier geht, ergibt sich nicht aus Genen oder dem Wesen von Personen, sondern aus einer rassistischen Gesellschaft, die Differenzen systematisch produziert und reproduziert, indem Menschen aufgrund realer oder vermeintlicher äußerer Merkmale anders angesprochen und behandelt werden. […] Die Gegnerinnen der Critical Whiteness wollen die Differenz dagegen auflösen, indem sie sie ignorieren. In einer aufgeklärten Gesellschaft und in der auf diese Gesellschaft hinarbeitenden linken Szene sollen Argumente demzufolge unabhängig von der Identität und Positioniertheit der Sprecherinnen gelten, Diskriminierung soll nicht stattfinden. Jede explizite Bezugnahme auf Identität oder Positioniertheit gilt dann als Teil des Problems, auch wenn sie in kritischer Absicht vollzogen wird.“
Keinesfalls leugnen wird ideolgiekritisches Denken die Differenz der Hautfarben und die Diskriminierung konkreter Menschen auch aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit ihrer Körper. Widersprechen aber wird sie jedem Versuch, die Erste Natur des Menschen mittels Sozialkonstruktivismus aufzulösen, statt sie der kritischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft einzugedenken.2 Weil sich aus diesem konträren Verhältnis zwischen Erster Natur und Gesellschaft sowohl ein Begriff von Rassismus wie auch von Emanzipation entwickeln, ist eine Amalgamierung von Critical Whiteness und einer von der Kritischen Theorie der Gesellschaft ausgehenden Ideologiekritik nicht ohne den Abbau der Theorie zur Halbbildung möglich.
Amalgamierung
Erst durch diese Vernachlässigung der in der Debatte gegensätzlichen Denkhaltungen wird es möglich, Critical Whiteness in ein Theorie- und Praxispotpourri einzubinden, bei der die Begründung schon fast egal ist, wenn die Handlung nur irgendwie passt. So schreibt Biskamp fast zum Schluss seines Beitrags:
Wiederum stellt sich die Frage, was denn an dem Argument selbst so furchtbar sein soll, dass man es so energisch abwehren müsste? Diejenigen, die so scharf gegen Critical Whiteness schießen, lehnen es ja in der Regel selbst ab, wenn weiße Mittelschichtjungs sich ostentativ mit den Protagonisten von Straßenrap identifizieren oder ihren Westentaschenantirassismus in Form von Dreadlocks auf dem Kopf durch die Gegend tragen. Gegen dieselben Praktiken gibt es nun eben noch andere gute Gründe. Und diese Gründe kann man sogar vorbringen, ohne etwa HipHop oder Rastafari selbst zu verklären“
Durchaus gibt es gute Gründe, die gegen „Wursthaare“ und Westentaschenrassismus sprechen, doch diese guten Gründe sind eben nicht mit den schlechten Gründen des Critical Whiteness vereinbar – und wer es doch versucht, zeigt sich lediglich als „krampfhaft links“, wie es Paulette Gensler bezeichnete, als sie das Phänomen der Jungantideutschen in der Jungle World greifen wollte:
Jungantideutsche betreiben Kritik als Prêt-à-porter-Mode. Ebenso wenig wie sich Kritische Theorie zu einem geschlossenen System verdichtet, das man sich als solches aneignen und als Kritik von der Stange anwenden könnte, ist sie auf der anderen Seite verträglich mit Queerfeminismus, Critical-Whiteness- beziehungsweise Black-Power-Antirassismus und diesen ganzen aktuellen geistfeindlichen Anwandlungen, die jedoch im weiteren Umfeld des eigenen Dunstkreises zumindest latent meist präsenter sind, als man es auf den ersten Blick vermutet. Solche griffigen Gebrauchstheorien popularisieren in ihrer Amalgamierung mit »antideutschen Inhalten« letztere und bringen an Sekundärliteratur geschulte Theoretiker hervor, die ausgestattet mit Halbwissen der Reihe »Theorie.org« oder ähnlichen Verballhornungen von Kritik sich nur in der Phrasendrescherei hervortun können.“
Es geht weniger darum, Biskamp Halbwissen oder Phrasendrescherei zu unterstellen oder gar in seinem Beitrag aufzudecken, als vielmehr den impliziten Adressaten des Beitrags auszumachen: Jungantideutsche, die jedes theoretische Versatzstück und jede mikropolitische Praxis – und zu mehr taugt Critical Whiteness nach Biskamps Downsizing auch nicht – in ihr Potpourri aus Bauchgefühl, Revolutionsromantik und Aphorismensammlung einbetten, um es dann kompetenzorientiert und flexibel anwenden zu können.

von K.

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1Diese ideengeschichtlichen Zusammenhänge zeigen etwa Philippe Witzmann und Thomas Maul im Artikel Plepeijische Globalperspektive. Critical Whiteness als postmoderner Nazi-Zombie auf (Bahamas 67/2013)

2Exemplarisch sei der 1997 veröffentliche und 2008 für die Bahamas von Philipp Witzmann übersetzte Artikel von Walter Benn Michaels genannt: Autobiography of an Ex-White Man. Warum Rasse keine gesellschaftliche Konstruktion ist (Bahamas 56/2008)